Die Perwenitz Fleisch- & Wurstwaren GmbH aus dem Schönwalder Gewerbegebiet produziert mit 200 Mitarbeitern jeden Tag in zwei Schichten Brühwürste, Bockwürste, Mortadella und Corned Beef für REWE und für Penny. Das Unternehmen ist einer von sechs Standorten der Wilhelm Brandenburg GmbH, die wiederum zur REWE-Handelsgruppe gehört. Die große Überraschung: In Perwenitz werden ab Anfang November lokale Wurstwaren nach regionalen Rezepten hergestellt, die unter dem Namen „HAVELLÄNDER“ im ganzen Osten von Deutschland in die REWE-Frischetheken gelangen.
Was Deutschland morgens, mittags und abends auf dem Teller hat, wird u.a. von der Wilhelm Brandenburg GmbH produziert. Das 1885 in Rügenwalde gegründete Unternehmen gehört seit 1986 zur REWE-Gruppe. In sechs Produktionsstätten in ganz Deutschland kümmern sich knapp dreitausend Mitarbeiter darum, Jahr für Jahr über 136.000 Tonnen Fleisch- und Wurstprodukte herzustellen. Der jüngste Produktionsstandort – und zugleich auch der einzige in Ost-Deutschland – liegt in Perwenitz. Es gibt ihn schon lange, er wurde aber erst 2017 in die Firmengruppe eingegliedert.
Die ostdeutsche Produktionsstätte liegt im Gewerbegebiet von Perwenitz gleich neben Stadler. Das Unternehmen produziert vor Ort mit 200 Mitarbeitern jeden Tag in zwei Schichten u.a. Geflügelwiener, Schinkenbockwürste, Mortadella und Corned Beef für REWE und für Penny. Die hier unter strengsten Hygieneregeln hergestellten Wurst- und Fleischwaren sind sowohl an den Frischetheken als auch in den Selbstbedienungsregalen zu finden.
Spannend: Die Wilhelm Brandenburg GmbH hat ein eigenes Logistik-Netz über Deutschland aufgespannt. 65 LKWs bringen Tag für Tag 380 verschiedene Wurst- und 185 Fleischartikel direkt zu den 34 gut verteilten Lagerstandorten. Von hier aus werden dann die einzelnen REWE- und Penny-Märkte beliefert. Die drei absoluten Topseller aus dem Sortiment sind übrigens „Kochschinken“, „Hackfleisch gemischt“ und die „Wiener Würstchen“, allesamt produziert für das Label „ja!“ von Rewe.
Am 10. Oktober durften u.a. Landrat Roger Lewandowski und Schönwalde-Gliens Bürgermeister Bodo Oehme das Werk besichtigen, um den Mitarbeitern dabei zuzuschauen, wie das Brät für die Bockwürste angesetzt wird, bevor am Ende die einzelnen Würste befüllt, im Rauch gebrüht, abgekühlt und schließlich in die einzelnen Verpackungseinheiten eingeschweißt werden. Interessant waren bei diesem Rundgang vor allem die genau aufeinander abgestimmten Produktionsabläufe, bei denen die Mitarbeiter in hygienischen Schutzanzügen ihrer Arbeit nachgehen.
Kilian Feuerle (46), Geschäftsleiter Produktion für alle sechs Betriebe, sprach vor den Besuchern von einer strategischen Neuausrichtung bei der Wilhelm Brandenburg. Er gab aber gleich bekannt, dass „zurzeit“ nicht überlegt wird, in die Fertigung vegetarischer oder veganer Wurstprodukte einzusteigen. Dafür seien aber Suppen und Teigwaren wie z.B. Maultaschen ein echtes Wachstumsfeld: „In diese Felder werden wir in den nächsten Jahren deutlich investieren.“ Das Unternehmen wandelt sich auf diese Weise von einem reinen Fleisch- und Wurst-Fabrikanten ganz langsam zu einem allgemeinen Lebensmittelhersteller.
Matthias Weißenburger (42), seit 21 Jahren vor Ort im Unternehmen und seit 2009 auch der Betriebsleiter: „Wir nehmen teil an der ‚Initiative Tierwohl‘. Seit Anfang des Jahres haben wir es geschafft, alle in Perwenitz abgefüllten Produkte auf die Tierwohlstufe 2 anzuheben. Wir arbeiten uns Schritt für Schritt weiter nach oben. Essenziell dafür ist, dass die Lieferanten die von uns benötigten Fleischmengen auch zur Verfügung stellen können.“
Kilian Feuerle machte auch darauf aufmerksam, dass Feiertage wie Ostern und erst recht Weihnachten eine große Herausforderung für die gesamte Produktion sind: „Gerade zu Weihnachten sind z.B. Würstchen ein echter Bestseller. Wir müssen dann zusehen, wie wir diese Mengen bereitstellen und produzieren können.“
In den letzten drei Jahren hat die Produktionsstätte in Perwenitz bereits über 50 neue Mitarbeiter einstellen können. Matthias Weißenburger: „Wir würden unsere Mitarbeiter auch sehr gern selbst ausbilden und suchen aktuell Azubis für die Ausbildung zum Beruf der Fachkraft für Lebensmittelsicherheit und auch für die Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Das gilt auch für die Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer.“ Das Problem ist hierbei auch im Gewerbegebiet Perwenitz die dünne Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr: Gerade die jungen Auszubildenden ohne eigenes Auto haben Probleme damit, die berühmte „letzte Meile“ zu überbrücken.
Dabei braucht die Perwenitz Fleisch- & Wurstwaren GmbH schon bald viele neue Mitarbeiter, die Rede ist von einer Verdoppelung. Kein Wunder: Das Unternehmen möchte die Produktion am Standort glatt verdreifachen.
Eine große Produktionshalle ist aus diesem Grund zurzeit bereits komplett entkernt worden. In der Zukunft möchten die Verantwortlichen in Perwenitz gesonderte Produktionsstrecken für das klassische Brühwurstsortiment, für Kochschinken und Geflügelkochschinken, ganz neu für verschiedene Feinkost- und Partysalate und sogar für Nudelprodukte wie etwa gefüllte Tortellini installieren und auch nutzen. Bis 2028 soll viel Geld in die Hand genommen werden, um in die benötigten Maschinen und Gebäudeumbauten zu investieren. Warum ausgerechnet in Perwenitz? Kilian Feuerle: „Hier haben wir den Platz. Das ist an unseren anderen Produktionsstandorten nicht mehr der Fall.“
Und dann wurde beim Rundgang auch noch exklusiv eine ganz wichtige Nachricht verkündet. Anfang November bringt das Unternehmen eine neue lokale Marke in die Frischetheken bei REWE: Sie heißt „HAVELLÄNDER – Aus Liebe zur Region“ (www.havellaender-wurst.de). Angeboten werden unter diesem Label Wiener, Käsewiener, Bockwürste sowie Blut- und Leberwurst und ein leckerer Schinken, der mit Wacholderaromen gebacken und geräuchert wird. Ab Januar zündet bereits eine zweite Ausbaustufe. Dann wird unter dem Label „HAVELLÄNDER“ auch eine große Auswahl an verschiedenen regional gewürzten Aufschnitten (z.B. Jagdwurst, Bierschinken, Lyoner und mehrere Sorten Mortadella) zu finden sein. Auch eine Paprika-, eine Champignon- und eine Filetpastete soll mit einer havelländischen Note in die Auslage kommen. Alle Produkte aus dem „HAVELLÄNDER“-Sortiment werden ausnahmslos am Perwenitzer Standort produziert.
Die neue Marke wird komplett in den neuen Bundesländern ausgerollt – aber nicht in den alten. Die Besonderheit an diesen Wurstwaren, die ein eigenes Label erhalten, sind ganz lokale Rezepturen aus dem Havelland. So sollen „unverwechselbare Wurstspezialitäten“ mit dem Geschmack des Havellandes entstehen.
Landrat Roger Lewandowski zeigte sich hoch erfreut: „Ich bin hellauf begeistert. Die neue Marke ist die beste Werbung für das Havelland.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 212 (11/2023).
Der Beitrag Wurst und Aufschnitt der Marke „Havelländer“: Die Perwenitz Fleisch- & Wurstwaren GmbH legt Wert auf regionale Rezepte! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).