Wer kein Auto hat, der hat im ländlichen Bereich mitunter ein echtes Problem damit, von A nach B zu gelangen. Der öffentliche Nahverkehr fährt nicht immer vor der eigenen Haustür. Und auch das Fahrrad ist für weitere Strecken nicht immer geeignet. Eine echte Alternative ist es, zu fremden Fahrern ins Auto zu springen – und sich für eine zuvor festgelegte Gebühr mitnehmen zu lassen. Uber war der erste Dienst, der „Ride-Hailing“ in Falkensee angeboten hat, nun folgt Bolt nach.
Die Taxi-Dienste, die es in Falkensee gibt, operieren am Rande ihrer Leistungsgrenze. Insofern ist es nicht immer leicht, spontan ein Taxi zu bekommen.
Bereits im Jahr 2020 hat deswegen das weltweit operierende US-Unternehmen Uber (www.uber.com) seine Fühler von der Hauptstadt Berlin aus in den ländlichen Bereich des Speckgürtels ausgestreckt. Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden Uber-Fahrten speziell von der eigenen Wohnung zum nahen Bahnhof (und zurück) angeboten. Das hat sehr gut funktioniert – mehrere tausend Falkenseer nutzten das Angebot in den ersten Monaten. Seitdem sind die Uber-Fahrer ganz regulär in der Stadt unterwegs. Wer eine Uber-Fahrt benötigt, startet dafür eine eigene App für das iPhone oder für Android-Geräte. Die App findet den aktuellen Standort heraus, nimmt das gewünschte Ziel entgegen, spuckt einen Preis aus und zeigt auf, wie viele Minuten der nächste verfügbare Fahrer entfernt ist.
Diese Alternative zum Taxi nennt sich „Ride-Hailing“. Es geht im Grunde darum, einen Mietwagen mit Fahrer zu buchen. Uber ist in diesem Sinn ein Fahrdienstvermittler, der die Kunden mit den autonom agierenden Fahrern zusammenbringt. Die Fahrer bezahlen Uber für die Vermittlung eine Provision.
Stefanie Rutenberg aus Falkensee: „Mir ist dabei der Sicherheitsaspekt wichtig. Ich sehe bereits in der Uber-App, wie der Fahrer heißt, der mich aufnimmt, und wie gut seine Bewertung durch andere Fahrgäste ist. Die App weiß auch später noch ganz genau, wer mich gefahren hat. Anschließend kann ich den Fahrer selbst bewerten. Und ich muss nicht einmal Geld dabei haben. Ich zahle bequem und bargeldlos etwa per PayPal. Sogar ein Trinkgeld kann ich auf diese Weise geben, wenn ich besonders zufrieden war.“
Jetzt bekommt Uber Konkurrenz in Falkensee: Bolt (www.bolt.eu) fährt nun ebenfalls in der Gartenstadt. Das 2013 von Markus Villig in Estland gegründete Unternehmen möchte die „urbane Mobilität erschwinglicher, sicherer und nachhaltiger machen.“ Bolt ist bereits in 45 Ländern und in über 400 Städten in Afrika und Europa unterwegs. Über 100 Millionen Kunden sollen den Service bereits nutzen.
Jeder hat vielleicht schon einmal die grünen Bolt-Roller in Berlin stehen sehen. Berlin ist aber mit Frankfurt und München die einzige Stadt in Deutschland, in der Bolt – übrigens erst seit dem letzten Jahr – auch einen Fahrdienst anbietet. In Berlin fing es mit der Innenstadt an.
Ende Juni verkündete Bolt, von Berlins Zentrum aus bis in den Speckgürtel zu expandieren – und zwar „ab jetzt“.
Laurent Koerge, Country Manager Rides bei Bolt, sagte dazu: „Die bessere Anbindung von Randgebieten hat in Berlin hohe Priorität. Wir sehen in unseren Daten, dass wir vermehrt Fahrt-Anfragen aus und in das Berliner Umland erhalten. Wir freuen uns daher, neben dem gesamten Berliner Stadtgebiet nun auch Bernau, Erkner, Falkensee, Königs Wusterhausen, Ludwigsfelde und Oranienburg besser an Berlin anzubinden. Auf diese Weise konzentrieren wir unsere Bemühungen nicht mehr länger nur auf die Berliner Innenstadt, sondern öffnen unseren Service, um einer viel breiteren Gruppe von Menschen eine intelligente und günstige Alternative zum privaten Auto zu bieten.”
Wie bei Uber, so gibt es auch für Bolt eine kostenlose App, in der einmalig die persönlichen Daten und auch die Bezahlmethode hinterlegt wird. Nach dem Start der App fragt diese auch gleich: „Wohin geht’s?“ Erste Ziele wie der Flughafen BER, der Berliner Hauptbahnhof oder der Alexanderplatz sind bereits vorgegeben. Weitere Ziele lassen sich aber ganz schnell eingeben.
Automatisch zeichnet die App die Fahrtroute in eine Karte ein und blendet die verschiedenen Buchungsoptionen ein. Eine Fahrt mit einem Economy-Auto zum BER-Flughafen kostet von Falkensee aus 69,40 Euro. Wer möchte, kann sich aber auch für ein Bolt Premium-Fahrzeug oder ein XL-Fahrzeug entscheiden. Leider wird in der App erst erklärt, worin der Unterschied zwischen den einzelnen Tarifmodulen besteht, wenn ein entsprechendes Auto auch tatsächlich verfügbar ist.
Bei einem ersten Test an einem Sonntag im Juli spuckte die Bolt-App leider nur ein Wort für sämtliche Fahroptionen aus: „Besetzt. Wähle eine andere Variante aus.“ Anscheinend sind verfügbare Bolt-Fahrer noch nicht in großer Anzahl in Falkensee unterwegs.
Marktführer Uber hat in Falkensee bereits zwei Jahre Vorsprung. Gibt man hier zum gleichen Zeitpunkt wie beim Test der Bolt-App den Zielort BER-Flughafen an, so kostet die Fahrt im Modus UberX zwar 86,18 Euro. Ein geeigneter Fahrer ist aber nur 13 Minuten entfernt, könnte also demnach binnen kürzester Zeit vor der eigenen Haustür stehen.
Auch in den anderen Tarifmodi sind Uber-Fahrzeuge sofort verfügbar. Beim Tarif UberXL müssten wir 37 Minuten warten, beim Tarif Comfort 28 Minuten und beim Premium-Angebot Green 15 Minuten. Alle Fahrmodi werden in der App mit Schaubildern und Erklärtexten erläutert. Uber-Autos im Modul „Assist“ bieten für gehbehinderte Fahrgäste so etwa einen einfacheren Einstieg. Und im „Green“-Modus kommen gezielt Elektro- und Hybridfahrzeuge zum Einsatz. Wählt man „Uber for Ukraine“, so geht von jeder Uber-Fahrt ein Euro als Spende an das „International Rescue Committee“.
Den Uber- und Bolt-Fahrgästen muss bei der Benutzung der App-Dienste nur klar sein, dass die Preise nie in Stein gemeißelt sind. Die Preise basieren auf verschiedensten Faktoren wie etwa dem Wochentag, der Uhrzeit, der Nachfrage durch die Kunden und der Verfügbarkeit an Fahrern. Es gibt auch immer wieder Aktionsangebote, die den Preis reduzieren können. So hielt Bolt im Juli zwei Mal einen 50-Prozent-Nachlass für Neukunden bereit.
Fakt ist, dass die Uber- und Bolt-Preise in der Regel unter den Taxi-Preisen liegen. Was natürlich bei den Taxi-Unternehmen für Empörung sorgt, sehen sie doch ihre Existenz durch die Konkurrenz bedroht.
Zum Schritt, das eigene Gebiet vom Berliner Zentrum aus auch in die Peripherie zu erweitern, sagt das Bolt-Unternehmen: „Mit der Erweiterung des Angebotes möchte Bolt parallel zu den Ankündigungen des Berliner Senats, geteilte Mobilitätsdienste in den Berliner Außenbezirken zu stärken, die Anbindung dieser Kommunen nach Berlin verbessern. Maßgeblich für die Auswahl der Erweiterungsgebiete ist das Bestreben, auch Gebiete zu bedienen, die bisher weniger engmaschig durch den vorhandenen ÖPNV versorgt sind.“
Fakt ist: Uber zeigt sich in Falkensee sehr präsent. Eine Fahrt lässt sich jederzeit ganz spontan buchen, gern aber auch vorbestellen. Ausreichend Fahrer sind im Gebiet unterwegs. Von der Redaktion in der Werdener Straße zum Falkenseer Bahnhof kostet die preiswerteste Fahrt 7,72 Euro, zum Alexanderplatz 42,76 Euro und zur Mercedes-Benz-Arena 49,53 Euro.
Bolt kündigt an, in Falkensee präsent zu sein. Bei einem Test zeigten sich aber alle Fahrzeuge „besetzt“. Hier muss abgewartet werden, wie es dem Unternehmen in den kommenden Monaten gelingt, mehr Fahrer für das Umland zu begeistern. (Text: CS / Fotos: Bolt Presse)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 197 (8/2022).
Der Beitrag Bitte einsteigen: Nach Uber fährt nun auch Bolt durch Falkensee! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).