Das Projekt war ambitioniert. Bereits vor sieben Jahren plante die Berliner Firma K.O.O.P. Projekt GmbH, eine 20.000 Quadratmeter große Wiese an der Schillerallee in Falkensee von einer so genannten Baugemeinschaft entwickeln zu lassen. Sieben Jahre später haben Corona und die Niedrigzinspolitik bei Krediten das Interesse an dieser Bauform deutlich schrumpfen lassen. Der Projektpartner HELMA Wohnungsbau GmbH übernimmt deswegen weitere Teile des Areals.
Es wäre eine echte Premiere im Ort gewesen. Hinter der Falkenseer Kant-Oberschule, direkt an der Schillerallee in Falkenhagen gelegen, gibt es eine 20.000 Quadratmeter große Wiese. Hier soll neuer Wohnraum vor allem für die Falkenseer entstehen. Zwei Projektpartner haben sich schon vor Jahren die Hand gereicht, um neue Häuser auf den Weg zu bringen.
Die Berliner Firma HELMA Wohnungsbau GmbH baut – so, wie sie es auch an vielen anderen Stellen im Havelland tut – gleich anderthalb Dutzend Einfamilienhäuser, die unter Beteiligung der Käufer geplant und realisiert werden. HELMA macht das bereits seit vielen Jahren und bringt große Erfahrung auf diesem Gebiet mit. Dazu gehört auch, dass rechtzeitig Baumaterialien gesichert und Baufirmen gebucht werden. Diese Einfamilienhäuser sollen in der Schillerallee in einer L-Form entstehen.
Die Berliner Firma K.O.O.P Projekt GmbH geht den Häuserbau auf eine ganz andere Art und Weise an. Geschäftsführer Torsten Birlem favorisiert die Gründung einer sogenannten Baugemeinschaft. Die zukünftigen Bewohner gründen hier einen rechtlichen Zusammenschluss, der alle Bauentscheidungen mit trägt, die Baufirmen gemeinsam beauftragt und möglichst viele Eigenleistungen erbringt, um die Kosten zu senken. Da das Grundstück bereits vorhanden ist, wäre für die Baugemeinschaft eine große Einstiegshürde bereits genommen.
Aus dem städtebaulichen Vertrag resultieren Verpflichtungen für die Bauleute. So soll vor Ort auch ein Gemeinschaftshaus für alle entstehen. Auch eine Demenz-WG und eine Tagespflege stehen auf der Soll-Liste.
Nach sieben Jahren jetzt endlich Baubeginn: HELMA legt los!
Nach sieben Jahren der bürokratischen Vorbereitungen mit B-Plan-Verfahren und Verhandlungen über den städtebaulichen Vertrag durfte am 5. August erstmals der Bagger über das Baugelände an der Schillerallee rollen.
Mayk Hajek, Verkaufsleiter von HELMA Berlin und Brandenburg: „In der ersten Bauphase werden wir von HELMA 15 Einfamilienhäuser errichten. Sie führen direkt am Sportplatz der Kant-Schule entlang. Neun dieser Häuser wurden übrigens direkt an Falkenseer Bürger verkauft. Wir beginnen jetzt mit den Erschließungsarbeiten für diese neue Wohnsiedlung. Wir freuen uns sehr, denn HELMA ist seit 20 Jahren fest in Falkensee verwurzelt. An dem Projekt an der Schillerallee ist die HELMA seit 2014 mit an Bord, also seit sieben Jahren.“
Thorsten Birlem, Geschäftsführer der K.O.O.P Projekt GmbH, machte im Rahmen eines feierlichen Akts zum Baubeginn klar, dass nicht alle Falkenseer jubeln: „Wir freuen uns alle über den Baubeginn, nur so mancher Nachbar nicht. Hinter uns liegen lange, harte Jahre. Sieben Jahre lang wurde geplant und gearbeitet, es gab viele Verhandlungen, Gutachten, einen Architektenwettbewerb und einen städtebaulichen Wettbewerb. Eigentlich arbeiten wir schon seit über zehn Jahren an dem Projekt. In dieser Zeit werden in China ganze Städte gebaut.“
Gerade bei der Baugemeinschaft wurde vor allem an die Senioren der Stadt Falkensee gedacht. Erhard Winkler, Vorsitzender der Senioren-Union Falkensee und Mitglied im Seniorenbeirat Falkensee: „Vielen Senioren wird ihr Haus im Alter zu groß. Sie möchten sich gern verkleinern, aber trotzdem in ihrem Ort in vertrauter Umgebung wohnen bleiben.“
Aus diesem Grund sollten insbesondere auf dem Gelände der K.O.O.P viele verschiedene Gebäudetypen entstehen – Reihenhäuser, Bungalows und Häuser mit mehreren Wohneinheiten. Im Auge der Planer stand ein barrierefreies und generationsübergreifendes Wohnen.
Wie sieht es nun aber aus mit der Baugemeinschaft, die von der K.O.O.P über so viele Jahre propagiert – und in Berlin und an anderen Orten bereits erfolgreich realisiert wurde?
Thorsten Birlem: „Der Zahn der Zeit hat leider am ursprünglichen Konzept genagt. Covid hat uns zwei Jahre gekostet. Ein gemeinschaftliches Konzept kann man ohne Gemeinschaft nicht leben – ein Treffen möglicher Beteiligter war so ja gar nicht machbar. Hinzu kommt, dass der Kapitalmarkt mit seinen niedrigen Zinsen dafür sorgt, dass sich die Bauherren leicht mit Geld versorgen können. Sie wollen in der Folge nicht mehr selbst bauen und geben gern das Geld, damit ein anderer für sie baut. Das ist der Zeitgeist. Deswegen gibt es unsere Baugemeinschaft nur noch im kleinen Rahmen, ansonsten wandelt sich unser Projekt immer mehr in eine Eigentümergemeinschaft.“
Von ursprünglich 27 an der Baugemeinschaft interessierten Familien ist inzwischen fast nur noch Familie Strelow übrig geblieben. Wolfgang Strelow (82): „Wir sind die klassische Zielgruppe. Wir haben ein Haus und 800 Quadratmeter Garten in Falkensee. Wir möchten uns aber verkleinern. Eigentlich dachte ich, ich könnte mit 80 Jahren bereits in Ruhe und Frieden in meinem neuen Haus leben. Jetzt rechne ich Ende 2023 mit einem Einzug.“
Mayk Hajek: „Das Bauen in Baugruppen ist nicht mehr zeitgemäß. Die K.O.O.P. hat inzwischen weitere Flächen des Areals an uns veräußert. Zwei Drittel der ursprünglichen Fläche gehört nun uns. Wir werden auf dieser Fläche 19 weitere Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser an der Schillerstraße realisieren. Der Bauantrag ist bereits gestellt.“
Bürgermeister Heiko Müller hat für das Projekt ein Grundstück aus dem Eigentum der Stadt veräußert und freut sich, dass vor Ort nun etwas für junge Leute, für ältere Menschen und für zukünftige Bewohner mit Behinderungen getan wird. Sieben Jahre Planungsphase empfindet er dabei für ein Projekt dieser Größe als nicht besonders lang: „Denken Sie nur an das SeeCarré.“ In den sieben Jahren sei aber auch viel passiert. Heiko Müller: „Die Grundstückspreise in Falkensee haben sich in dieser Zeit versechsfacht.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 186 (9/2021).
Der Beitrag Endlich Baubeginn: Baugemeinschaft gescheitert? HELMA übernimmt! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).