Es war an der Zeit, den Staffelstab weiterzugeben. Ralf Zimmermann (70), Geschäftsführender Vorstand der Falkenseer „Wohnungsgenossenschaft Falkenhorst eG“ und damit Chef über einen Bestand von 670 Wohnungen, ist am 31. August in den Ruhestand gegangen. Den Staffelstab hat nun der Nachfolger Ralf Rugenstein (59) aufgenommen. Er wäre sehr zufrieden, wenn er das übernommene Vermächtnis in den kommenden Jahren erhalten und bewahren könnte.
Das Wohnen in einer Genossenschaft bietet für die Mitglieder viele Vorteile. Sie zeichnen Anteile und werden auf diese Weise zu Gemeinschaftseigentümern an den Immobilien der Genossenschaft. In der Gemeinschaft hat jeder Einzelne eine Stimme und alle gemeinsam das Sagen.
Als Mitglied der Genossenschaft freut man sich über günstige Mieten, das Mitbestimmungsrecht und vor allem über ein lebenslanges Wohnrecht.
In Falkensee gibt es die „Wohnungsgenossenschaft Falkenhorst eG“ (WGF, www.wg-falkenhorst.de), die 2012 aus dem Zusammenschluss der Baugenossenschaft „Burgfrieden“ und der AWG „Neues Leben“ entstanden ist. 2019 konnte so bereits das hundertjährige Jubiläum gefeiert werden, da die Baugenossenschaft „Burgfrieden“ bereits 1919 gegründet wurde.
Eine sehr lange Zeit hat sich Ralf Zimmermann als Geschäftsführender Vorstand um die Geschicke der Wohnungsgenossenschaft mit inzwischen 670 Wohnungen im Bestand gekümmert. Er hat die Fusion der beiden Genossenschaften choreografiert, die Hausfassaden mit bunten Wandbildern verschönern lassen, viele Feste gefeiert, Wettbewerbe wie den zum schönsten Balkon ins Leben gerufen, zahlreiche Modernisierungen und Sanierungen geplant und am Ende sogar 69 barrierefreie Wohnungen im Haus „Frieden“ und in den beiden Neubauten errichtet – speziell für Senioren, die in ihrem Kiez wohnen bleiben möchten, aber eine alterskompatible Ungebung benötigen.
Ralf Zimmermann geht in den Ruhestand
Wenn man viel arbeitet, vergeht die Zeit wie im Flug. Das hat sicherlich auch Ralf Zimmermann festgestellt, der nun mit späten 70 Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Er überlässt seinem Nachfolger Ralf Rugenstein eine grundsolide Genossenschaft mit gut aufgestellten Finanzen und abgeschlossenen Bauprojekten.
Entsprechend fröhlich fiel der Abschied aus, der am 31. August mit über 50 Weggefährten in der Tanzschule Allround in Dallgow-Döberitz gefeiert wurde. Der Ort war mit Bedacht gewählt: Ralf Zimmermann, der immer so viel für Falkensee getan und hier gewirbelt hat, wohnt bereits seit November 2005 mit seiner Frau in Dallgow.
Zur Verabschiedung kamen Falkensees Bürgermeister Heiko Müller, die Vizepräsidentin des Landtages Brandenburg Barbara Richstein, aber auch Geschäftsfreunde wie Ingolf Reichelt von Reklame Reichelt, Christian Hecht von German Security oder Remo Sommer vom Installateursbetrieb K. Kampowski. Es wurden Reden gehalten, es gab gutes Essen, Robert Grothe und Florian Schulz von „ZWO – Deine Wohnzimmerband“ sangen live und Dr. Frank Dittmer spielte am Leierkasten.
Ralf Zimmermann: „Ich habe mich immer als strategischen Vordenker gesehen. Ich wollte Spuren hinterlassen, aber keinen Staub. Und ich habe mir immer gesagt: Andere kann man nur entzünden, wenn man selber brennt. Danach habe ich gelebt.“
Bürgermeister Heiko Müller hatte in den vergangenen Jahren so manche konstruktive Begegnung mit dem immer ruhigen, aber stets zielstrebigen Ralf Zimmermann: „Eine WGF ohne ihn kann man sich ja gar nicht vorstellen.“ Der Bürgermeister erinnerte daran, dass Ralf Zimmermann 2019 den Bürgerpreis der Stadt Falkensee bekommen hat: „Das ist immer ein Zeichen dafür, dass sich jemand besonders stark für die Gemeinschaft eingesetzt hat.“ Und er erinnerte an besondere Zeiten: „Anfang der 90er Jahre hab es viele Rückübereignungen in Falkensee. Da brauchten viele Menschen schnell eine Wohnung. Hier konnte die Wohnungsgenossenschaft helfen. Heute ist es wieder so: Viele junge, aber auch alte Menschen möchten gern in Falkensee bleiben. Wo jetzt aber Wohnungen für sie herkommen sollen, das müssen nun andere beantworten.“
Ralf Zimmermann empfindet die Jahre nach der Wiedervereinigung als die schwierigste Phase der Wohnungsgenossenschaft: „Bis 1995 hatten wir zwar die Gebäude, aber nicht den Grund, auf dem sie standen. Dafür wollten uns die Banken keine Kredite geben.“
Und er erinnerte sich an gute Zeiten: „Vieles haben wir damals noch per Handschlag gemacht – mit Geschäftspartnern und Dienstleistern. Da war Vertrauen da. Das war mit Gold nicht aufzuwiegen.“
Trotz allem, ein Abschied musste nun sein: „Ich hebe die Hand – und melde mich in den Ruhestand ab.“
Zusammen mit seiner Frau hat sich der scheidende Vorstandschef ein Wohnmobil angeschafft: „Jetzt geht es erst einmal an die Nordsee und über Lübeck an die Ostsee. Ansonsten warten auf mich die Enkel, die ihren Opa brauchen. Ich möchte viel lesen und bin sehr gern in meinem Garten aktiv. Langweilig wird mir nicht werden.“
Ralf Rugenstein sah man an, dass er seinen scheidenden Chef nur ungern gehen sah. Er bedankte sich für 27 gemeinsame Jahre: „Du warst immer der Fels in der Brandung und der Architekt der Wohnungsgenossenschaft.“
Nun ist es am Nachfolger, die Genossenschaft weiter zu führen. Wird der neue Vorstandschef alles ändern, was Ralf Zimmermann begonnen hat? Ralf Rugenstein, der in seiner Freizeit für die Turbine Falkensee kegelt und sich dementsprechend sehr auf das Hallenbad freut: „Wir haben ja bereits seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammengearbeitet. Insofern möchte ich gar nichts ändern. Vielmehr ist mir wichtig, die Genossenschaft in dem guten Zustand zu erhalten, in dem sie sich gerade befindet. Was wir jetzt angehen werden, ist die Fortführung der Sanierung des Bestandes. Einige Dächer müssen gemacht werden, das Abwassersystem kommt auf den Prüfstand und auch in der Energiefrage müssen wir vorausschauend denken. Ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass wir auch die eine oder andere Stromtankstelle aufbauen werden, um das Thema E-Mobilität aufzugreifen. Und wir werden Mario Winkler weiter beauftragen, damit er nach und nach unsere Fassaden verschönert.“
Geplant war es vor zwei, drei Jahren, noch ein drittes Haus mit barrierefreien Seniorenwohnungen zu errichten. Das wird unter dem neuen Vorstand allerdings nicht so bald realisiert werden.
Ralf Rugenstein, der seinen neuen Dienst als Geschäftsführender Vorstand am 1. September antrat: „Das dritte Bauprojekt legen wir zunächst einmal auf Eis. Durch die deutlich gestiegenen Baukosten aufgrund des Materialmangels ist ein wirtschaftliches Bauen nicht mehr möglich. Wir müssten nach der Fertigstellung eine Miete aufrufen, die wir unseren Genossen nicht zumuten möchten. Da ist dann wirklich eine echte Schmerzgrenze erreicht.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 187 (10/2021).
Der Beitrag Großer Abschied in der Falkenseer „Wohnungsgenossenschaft Falkenhorst eG“: Ralf Zimmermann geht in den Ruhestand! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).