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Mobile Bio-Eier: In Hoppenrade entsteht eine Bio-Ei-Packstation!

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Gernot Engelmann von der Wublitz Rind GbR bewirtschaftet seit 1995 einen Hof mit 200 Rindern, 330 Hektar Grünland und einhundert Hektar Ackerland. Seine Zukunft sieht der Landwirt aber auch in der Produktion von ganz besonderen Bio-Eiern. In Hoppenrade hat er zurzeit bereits zwei mobile Hühnerställe mit aktuell 2.040 Tieren im Einsatz, auf lange Sicht sollen es sogar sechs Ställe werden. Vor Ort wird außerdem eine Bio-Ei-Packstation aufgebaut – die allererste in ganz Brandenburg.

Das Tierwohl wird den Konsumenten im Land immer wichtiger. Sie legen zunehmend Wert darauf, dass die Hühner, Schweine und Rinder in der deutschen Landwirtschaft so artgerecht und umweltfreundlich wie nur möglich gehalten werden.

Das ist auch das Anliegen von Benjamin Raschke, dem Vorsitzenden und tierschutzpolitischen Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag. Am 28. Juni besuchte er im Rahmen seiner Sommertour „RespekTIER“ den Hoppenrader Hof von Gernot Engelmann (55), um sich über die mobile Bio-Hühnerhaltung zu informieren.

Er wurde begleitet von Michael Wimmer und Ronald Mikus von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V., kurz FÖL genannt.

Die mobile Hühnerhaltung in Hoppenrade wird im Rahmen des Projektes „Aufbau einer Bio-Erzeugergemeinschaft für mobile Hühnerhaltung in Brandenburg“ unterstützt, das u.a. von der FÖL entwickelt und mit Mitteln des europäischen Landwirtschaftsfonds und des Landes Brandenburg gefördert wird.

Vor Ort unterhält Gernot Engelmann derzeit bereits zwei mobile Hühnerställe mit zusammen 2.040 Tieren. Geplant ist es, auf sechs mobile Ställe aufzustocken, um so 6.120 Hühner halten zu können.

Gernot Engelmann: „Unser Betrieb ist im Jahr 2017 auf Bio umgestiegen und seit 2021 Mitglied im Naturland-Verband. Vier Mitarbeiter sind bei uns beschäftigt. Wir setzen auf die Hühnerrasse Lohmann-Klassik. Das ist eine Hybridrasse aus Deutschland, die eine besonders hohe Legeleistung zeigt. Unsere Eier vermarkten wir zurzeit in zwei Automaten in Hoppenrade, über den Lebensmitteleinzelhandel und auch über den Bauernmarkt in Falkensee.“

Ronald Mikus von der FÖL erklärt den Vorteil der mobilen Hühnerstallhaltung: „Hennen sind Fluchttiere, sie entfernen sich nicht weit vom Stall. So konzentriert sich die Stickstoffproduktion bei der klassischen Haltung durch den Kot zu sehr auf eine Fläche. Dieser Stickstoffaustrag lässt sich besser verteilen, wenn der mobile Stall immer wieder in der Fläche umgesetzt wird. Zugleich kommen die Hühner so immer wieder an frisches Grün, während sich der alte Standort erholen kann. Der mobile Stall wird von uns alle drei bis vier Wochen umgesetzt. Bei dieser Freilandhaltung Plus kommen im Stall zwar sechs Legehennen auf den Quadratmeter. Auf der grünen Wiese haben sie aber den Auslauf, den sie brauchen.“

Die Nacht verbringen die Hennen aus Schutz vor Raubtieren sicher im Stall. Tagsüber haben sie Auslauf auf 4.000 bis 8.000 Quadratmeter Fläche. Ist die Hühnerkarawane weitergezogen, wird auf den Flächen wieder Korn angebaut. Auch, um auf lange Sicht das teure Bio-Hühnerfutter komplett aus eigener Produktion herzustellen.

In Brandenburg gibt es zurzeit um die 20 Mobilställe mit zusammengenommen etwa 15.000 Tieren. Die FÖL würde es sehr gern sehen, wenn sich diese Zahl auf 30 bis 40.000 Tiere verdoppeln ließe. Dabei möchte die FÖL die Landwirte unterstützen – etwa bei der Vermarktung und beim Verkauf der Eier im Lebensmitteleinzelhandel.

Ronald Mikus: „19,4 Milliarden Eier werden jährlich in Deutschland verkauft, das sind 236 Eier pro Kopf. Um diese Eier zu produzieren, sind 49 Millionen Legehennen im Einsatz, davon 3,4 Millionen in Brandenburg. Brandenburg besitzt zurzeit 22 Biobetriebe mit durchschnittlich 20.000 Tieren. Die Kosten für einen mobilen Hühnerstall liegen bei etwa 150.000 Euro.“

Michael Wimmer: „Das Tierwohl, das mit dem Einsatz der mobilen Hühnerställe einhergeht, muss allerdings auch bezahlt werden. Ein normales Hühnerei kostet im Handel 20 bis 25 Cent. Ein Bio-Ei kostet 35 bis 40 Cent. Und ein mobiles Bio-Ei muss mit etwa 65 Cent bezahlt werden. Der Kostenfaktor resultiert nicht nur aus dem Biofutter, sondern auch aus dem höheren Arbeitsaufwand – etwa durch das Versetzen der Ställe.“

Einrichtung der ersten Bio-Ei-Packstation in Brandenburg

Ein großes Problem ist es für die Erzeuger der „mobilen Bio-Eier“, in den Handel zu gelangen. Ein Baustein zur Lösung des Problems soll die Einrichtung der ersten Bio-Ei-Packstation in Brandenburg sein. Sie soll in Hoppenrade entstehen.

In einem alten Stall wird die Packstelle zurzeit aufgebaut. Sie soll bis Ende August fertiggestellt sein. Diese Packstation wird übrigens nicht von der Wublitz Rind GbR alleine genutzt. Weitere Produzenten wollen der „Bio-Erzeugergemeinschaft für mobile Hühnerhaltung in Brandenburg“ beitreten, drei von ihnen sind sogar schon fest mit im Boot, darunter auch die Brandenburger Bio Ei GmbH mit ihrem Geschäftsführer Lasse Brandt.

Das Ziel ist es nach Fertigstellung der Packstelle, am Tag etwa 6.000 Eier aus den vier teilnehmenden Betrieben zu verpacken. Die Eier sollen im Raum Berlin und Potsdam vermarktet werden.

Gernot Engelmann: „Als Alleinanbieter kommt man kaum in die Regale der großen Einzelhandelsketten. Die Erzeugergemeinschaft soll sich deswegen gezielt um diese Vermarktung kümmern, sodass sich die Betriebe wieder auf die reine Eierproduktion konzentrieren können.“

Zunächst müssen die Konsumenten aber davon überzeugt werden, dass es im Sinn des Tierwohls und des Umweltschutzes ist, für ein „mobiles Bio-Ei“ auch einmal ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen. Tierschutz kostet eben Geld.

Ein Problem bleibt am Ende noch bestehen: Die Hühner legen nicht ewig Eier. Nach 15 bis 18 Monaten müssen die Tiere gegen jüngere Exemplare ausgetauscht werden. Was passiert dann mit den „alten“ Hennen? Theoretisch könnten sie noch als Biofleisch vermarktet werden. Es gibt allerdings noch keine regionale Schlachtmöglichkeit in der Region. (Text: CS/PH / Fotos: Patrick Hückstädt)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 185 (8/2021).

Der Beitrag Mobile Bio-Eier: In Hoppenrade entsteht eine Bio-Ei-Packstation! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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