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In der Baumschule Nauen: Von Klimabäumen, Bienenweiden und leckeren Apfelsorten!

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In den Baumschulen Nauen wachsen jedes Jahr viele tausend Obst- und Ziergehölze für die Berliner und Brandenburger Gärten heran. Dabei ist der Apfelbaum übrigens des Kunden liebstes Gewächs. Klimawandel, Wassermangel und Insektensterben verändern dabei auch die Arbeit in der Baumschule. Die Betreiber – Familie Hobohm – freut sich derweil schon wieder auf das beliebte Apfelfest im Oktober! (ANZEIGE)

30 Jahre lang gibt es die Baumschulen Nauen am Rand der Ackerbürgerstadt bereits. Auf 14 Hektar Fläche werden Nutz- und Zierpflanzen herangezogen, die anschließend in den Gärten der Kunden eine neue Heimat finden.

Inzwischen wird die Baumschule zusammen mit neun Angestellten von Sören Hobohm (40) und seiner Frau Margarethe geführt: „Am 1. Februar haben wir unser 30-jähriges Bestehen gefeiert. Mein Vater Immo hat die Anlage nach der Wende übernommen. Vor der Wende versorgte hier die 1. Gärtnerische Produktionsgenossenschaft (GPG Nauen) mit 440 Mitarbeitern vor allem die Obstbauregion Werder mit neuen Pflanzen.“

Viele tausend Sträucher und Bäume werden hier jedes Jahr vor Ort in den Boden gesetzt, um zu wachsen. Sören Hobohm: „Der Boden in Brandenburg ist karg und sandig. Pflanzen, die bei uns in der Baumschule herangewachsen sind, kennen den Boden und wachsen so auch beim Kunden sofort an. Das ist ein Unterschied zu Pflanzen, die aus den Gewächshäusern ferner Länder zu uns kommen. Wir möchten ja auch, dass die Kunden viele Jahre Freude mit ihren Pflanzen haben.“

Baumschulen Nauen: Spezialisiert auf Obstbäume

Man kann schon sagen, dass die Baumschulen Nauen auf Obstbäume spezialisiert sind. Ganz egal, ob Pflaumen-, Kirsch-, Birnen- oder Aprikosenbäume für die ganz private Streuobstwiese gefragt sind: Die Profis können liefern. Sören Hobohm, der übrigens noch dringend Gärtner sucht: „Am beliebtesten ist mit großem Abstand der Apfelbaum. Hier haben wir im Jahr immer an die 3.000 Halb- und Hochstämme im Verkauf, die nach dem Aussetzen im Garten auch sehr schnell erste Früchte tragen. Wir bieten viele alte Apfelbaumsorten an, die heute kaum noch einer kennt. Diese Sorten unterscheiden sich gravierend von den Industrieäpfeln aus dem Supermarkt. Die alten Apfelsorten sind zwar nicht so ergiebig wie die typischen Supermarktsorten, aber sie schmecken, da haut’s dich um.“

Hat die Baumschule, die z.B. vor Ort gekaufte Ginkgobäume, Linden, Säuleneichen oder Maulbeerbäume auch bis an die eigene Haustür liefert, sonst immer um die 45 Apfelbaumsorten im Programm, so gibt es zurzeit nur noch die halbe Auswahl. Sören Hobohm: „Corona hat dazu geführt, dass ganz viele Havelländer ihren Garten neu entdeckt haben. Das liegt ja auf der Hand: Was sollte man im Lockdown auch anderes tun? Aus diesem Grund haben wir in den letzten Monaten fast unseren gesamten Bestand verkauft, darunter auch Bäumchen, die eigentlich erst im kommenden Jahr in den Verkauf gehen sollten.“

Zurzeit hofft die ganze Betreiberfamilie, dass es wieder möglich sein wird, das berühmte Apfelfest zu feiern. Das soll, wenn Corona es zulässt, am 9. und 10. Oktober stattfinden. Dann können Besucher viele Dutzend Apfelsorten vor Ort verkosten und die dazu passenden Bäumchen gleich mitnehmen. Papa Immo wird wieder bei der Bestimmung von unbekannten Apfelsorten aus dem Garten der Kunden helfen. Und natürlich wird es wieder möglich sein, zahllose Fragen zu stellen.

Den eigenen Obstbaum klonen

Viele Hausbesitzer haben einen Lieblingsobstbaum im Garten, der besonders leckere Früchte trägt. Doch was ist, wenn dieser Baum langsam das Zeitliche segnet?

Sören Hobohm: „Viele Stein- und Kernobstsorten kann man leider nicht über Aussaaten vermehren. Es macht keinen Sinn, einen Kern in den Boden zu setzen. Oft kommt aufgrund der komplexen Hybridzüchtungen ein komplett anderer Baumtyp bei dieser Vorgehensweise heraus. Man müsste den Originalbaum also vielmehr klonen. Das ist zum Glück kein Problem. Dazu bringt man uns im Januar oder Februar sogenannte Wasserschösser-Triebe (Reiser) vom Lieblingsbaum vorbei. Diese Triebe veredeln wir auf einer ausgesuchten Baumunterlage und ziehen die resultierende Pflanze bei uns bis zu einer Höhe von 1,50 Metern heran. Im September können die neuen Pflanzen abgeholt und im eigenen Garten eingesetzt werden.“

Dieses Verfahren wird inzwischen so intensiv nachgefragt, dass die Baumschulen pro Jahr an die 30.000 Veredlungen durchführen. Auf diese Weise können auch viele seltene Obstbaumarten vom Aussterben bewahrt werden.

Wassermangel, Insektensterben, Bienenweiden und Klimabäume

Eigentlich würde man meinen, dass eine Baumschule ein echtes Traditionsunternehmen ist, das in Jahrzehnten denkt und von den aktuellen Problemen der Menschheit völlig unbeleckt bleibt.

Das stimmt absolut nicht, wie Sören Hobohm berichtet: „Nur ein Beispiel: Die anhaltende Trockenheit betrifft uns auch. Wir dürfen nämlich nur ein festgelegtes Kontingent Wasser aus dem Grundwasser entnehmen. Aber was ist, wenn die Trockenheit anhält und das Wasser nicht reicht? Wir bewässern jetzt schon nicht mehr unsere vollen 14 Hektar. Und wir haben eine neue Bewässerungstechnik im Einsatz, die das Wasser so effizient wie nur möglich einsetzt. Außerdem fangen wir inzwischen sogar das Regenwasser auf. Wasser wird spürbar zu einer raren Ressource. Der Klimawandel beschäftigt uns auch. Deutschland wird wärmer und trockener werden. Mit der Humboldt-Universität arbeiten wir an verschiedenen Projekten, um klimaangepasste Baumarten für unsere Region zu finden. Wir empfehlen da etwa den Eisenholzbaum, der aus Amerika kommt und dem die Trockenheit bei uns nichts ausmacht. Der Baum hat eine ganz tolle Herbstfarbe. Auch mit den Förstern der Wälder reden wir. Hier setzen wir etwa auf Hybridnüsse. Das ist eine Mischung aus Schwarz- und Walnuss. Dieser Baum wächst sehr schnell, ist robust und erzeugt ein sehr hochpreisiges Holz.“

Auch das Insektensterben ist ein Thema in der Baumschule. Sören Hobohm: „Seit sieben Jahren verzichten wir auf Glyphosat und seit fünf Jahren kommen keine Insektizide mehr bei uns zum Einsatz. Wir haben auf Biomittel umgestellt. Sie sorgen dafür, dass den Schädlingen unsere Pflanzen nicht mehr schmecken.“

Bienenweiden sind längst ein großes Thema beim Kunden. Man möchte den Schmetterlingen, Hummeln und Bienen gern eine Nahrungsquelle bieten. Sören Hobohm: „Hier lohnt es sich, auf Pflanzen zu achten, die nicht unbedingt im April oder Mai blühen. Da blühen nämlich auch Raps und Schlehen – und die Bienen sind versorgt. Wichtig sind die Herbstblüher. Da bieten wir die ‚Sieben Söhne des Himmels‘ als Strauch und den Tausendblütenbaum an. Wer die im Garten hat, wird im Herbst viel Besuch bekommen.“ (Text/Fotos: CS)

Info: Baumschulen Nauen GmbH, Am Kuhdamm 3, 14641 Nauen, Tel.: 03321-453114, www.baumschulen-nauen.de

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 181 (4/2021).

Der Beitrag In der Baumschule Nauen: Von Klimabäumen, Bienenweiden und leckeren Apfelsorten! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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