Seit Anfang der Neunziger Jahre gibt es auf dem Gelände der Agro-Farm Nauen einen eigenen Hofladen. Ursprünglich wurden vor Ort nur Futtermittel, Heu und Stroh verkauft – für Pferdehöfe, aber auch für Menschen auf dem Land, die sich Hühner, Schweine oder Kaninchen halten. Inzwischen ist das Angebot deutlich gewachsen. Angeboten werden viele regionale Lebensmittel aus dem Havelland und aus ganz Brandenburg – wie in einem Feinkostladen. (ANZEIGE)
In der großen Halle stapeln sich die Säcke. Abgepackt in hellbraune 25-Kilo-Säcke gibt es Gerste, Weizenkleie, Hafer, gebrochenen Mais und Weizenschrot.
Stefanie Peters (32) ist die Tochter von Hofbetreiber Dirk Peters. Sie wird die Agro-Farm später einmal übernehmen und ist bereits jetzt in alle Abläufe fest integriert. So kümmert sie sich auch um den Hofladen: „Hier verkaufen wir Saaten von den eigenen Feldern – als Futtermittel. Die Säcke ohne Aufdruck sind alle von uns, die mit Aufschrift stammen von anderen Herstellern aus der Region. Zu unseren Kunden zählen vor allem Pferdehöfe aus Berlin und aus ganz Brandenburg. Hier gibt es ganz individuelle Wünsche, was das Futter der Pferde anbelangt – und wir können sie alle erfüllen. Die Pferde bekommen oft ein speziell angemixtes Müsli aus verschiedenen Körnern. Die Zutaten werden bei uns gekauft. Wir haben aber auch Kaninchen-, Schaf-, Luzerne- und Pferdepellets, verkaufen Legeschrot, Sonnenblumenkerne, Maisflocken, Rüben-Pellets und Taubenfutter. Dazu haben wir auch auf eigenen Flächen geerntetes Stroh und Heu im Angebot. Das können auch Kleintierbesitzer für ihre Mäuse, Meerschweinchen oder Kaninchen einkaufen, ebenso wie Sägespäne, die sich als Einstreu in den Käfigen verwenden lassen.“
Für viele Tierhalter, die für Enten, Hühner, Wachteln, Schweine oder Esel die verschiedensten Futtermittel benötigen, hat sich der rustikale Hofladen schon lange zum Geheimtipp gemausert – auch aufgrund der Preise. Ein 40-Kilo-Sack Sägespäne für zehn Euro oder ein 25-Kilo-Sack Weizen-Schrot für elf Euro – da kann man nicht meckern. Auch der Berliner Zoo, der Berliner Tierpark und die Berliner Polizeireiter werden von der Agro-Farm Nauen beliefert.
Stefanie Peters: „Wir bieten ganz neu auch Rindenmulch und Gartenerde von der Firma Störk aus Nauen an. Auch hier bleiben wir ganz regional.“
Irgendwann in der Vergangenheit wurde das Sortiment für Tierhalter behutsam erweitert. Stefanie Peters: „Am Anfang stand da nur ein kleiner Tisch in der Halle, da haben wir ein paar Gläser Honig und andere Dinge angeboten. Das wurde sehr gut angenommen – und die Nachfrage ist seitdem stetig gestiegen.“ Seit 2018 gibt es deswegen einen separaten Raum mit 30 Quadratmetern, in dem Stefanie Jahn alle Besucher begrüßt – Montag bis Freitag von 7 bis 16 Uhr und am Samstag von 8 bis 11 Uhr. In diesem Feinkostlädchen gibt es Leckereien vor allem aus dem Havelland – und zwar von weit über 50 Zulieferern.
Stefanie Peters: „Am Anfang hieß es oft: Habt ihr nicht die Wurst von der Landfleischerei aus Gülpe da, dann muss ich da nicht extra hinfahren! Wir haben daraufhin gezielt die Havelländer Betriebe angesprochen, die wir kennen. Und so ist unser Angebot immer weiter in die Breite gewachsen. Wir bieten inzwischen auch Wein, Whisky, Gin und Eierlikör an, haben Wurst und Fleisch im Angebot, verkaufen Eier und Kartoffeln, lieben unsere Säfte und Brotaufstriche und können sogar mit Gemüse-Curry und Krautgulasch aus dem Glas dienen. So um 2017 ging es bei uns richtig los – mit einem regelrechten Hype. Da war auf einmal alles Regionale absolut angesagt. Und dieser Run auf die Produkte aus der Heimat hat seitdem auch nicht mehr nachgelassen, sodass wir einen starken Kundenzuwachs haben. Uns hat auch sehr geholfen, dass wir alle zwei Wochen auf dem Nauener Frischemarkt zu finden sind. Da haben viele Nauener erst begriffen, dass es uns gibt.“
Und das Angebot wächst. Stefanie Peters: „In Bamme bei Rathenow gibt es den Hof von Stefanie und Dirk Neumann. Sie züchten Weidefärsen, die den Sommer über auf der Weide stehen – und nach anderthalb bis zwei Jahren einzeln geschlachtet werden. Wir geben den Schlachttermin an unsere Kunden weiter, die sich dann schon vorab Steaks, Filets oder Rouladenfleisch sichern und das Fleisch zum vorgegebenen Termin vakuumverschweißt abholen können.“
Auch, wenn die Milchbetriebe im Havelland immer weniger werden, für Nachschub ist gesorgt. Joghurt und Käse kommen so etwa frisch von der Hofkäserei Hennig aus Töplitz bei Werder. Stefanie Peters: „Nur Frischmilch haben wir noch nicht, sie ist nicht lange genug haltbar.“
Über 150 Produkte stehen im klimatisierten Hofladen bereit. Stefanie Peters: „Mein Papa kommt oft vorbei und staunt, was ist denn das nun schon wieder? Unsere Bestseller sind die Salamiringe aus Gülpe, da haben wir auf dem Frischemarkt schon einmal 40 Stück in fünf Stunden verkauft. Ein Geheimtipp ist auch die Eisbeinsülze im Glas. Und die frischgelegten Eier sind immer sofort ausverkauft.“
Die Agro-Farm Nauen produziert selbst keine verarbeiteten Lebensmittel, bietet im Hofladen aber hausgepresste Öle an. Stefanie Peters: „Die benutze ich auch selbst sehr gern in der Küche. Und wir hatten noch ein eigenes Produkt, das inzwischen aber schon wieder ausverkauft ist. Ein Imker kam im September zu uns und suchte dringend blühende Felder für seine 150 Bienenvölker. Wir hatten auf den Feldern nach der Gerste noch eine Zwischenfrucht mit Senf, Sonnenblumen und Phacelia ausgebracht, die blüten sehr schön. Die Bienen kamen im Oktober zu uns – und im Januar bekamen wir 80 Gläser Honig von den eigenen Feldern. Das war sehr schön.“
Zu Weihnachten haben die Mitarbeiter im Hofladen erstmals Havelländer Präsentkörbe nicht nur gepackt, sondern auch per Post verschickt. Stefanie Jahn: „So manche Firma konnte keine Weihnachtsfeier durchführen und hat den Kollegen stattdessen einen regionalen Geschenkkorb geschickt.“
Schmalzfleisch vom Mollnau’schen Hof, Birnenweinschorle von Havelwasser, Sauerkraut aus dem Havelland, Schweineschmalz von der Landfleischerei aus Gülpe, Eier aus der Prignitz, Sir Henry Gin mit Heidelbeere aus Werder, Knäckebrot von der Mühle Steinmeyer, Havelländer Hagebutten-Orangen-Fruchtaufstrich aus Friesack oder Steak-Gewürze von Katinkas Gewürzoase aus Neuruppin: Jeder Besucher kann sich im Hofladen leicht seinen ganz persönlichen Warenkorb zusammenstellen. Und vielleicht passt am Ende ja noch ein Salzatal Whisky in der Apricot Cask Edition mit in den Einkaufskorb?
Das neueste Projekt: Aus alten Paletten sind vor dem Hofladen zwei Hochbeete entstanden, hier wachsen Tomaten und Kohlrabi. Das sei aber mehr Liebhaberei, sagt Stefanie Peters: „Das machen wir nur aus Spaß an der Freude. Wir werden oft von Schulklassen besucht. Da können die Kinder einmal sehen, wie diese Pflanzen aussehen.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Hofladen der Agro-Farm GmbH Nauen, Schwanebecker Weg 6, 14641 Nauen, Tel.: 03321-455313, www.agro-farm-nauen.de
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Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).
Der Beitrag Der Hofladen der Agro-Farm Nauen: Regionale Produkte aus dem Havelland und aus Brandenburg! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.