Vinzenz Schaak, Samuel Kremp, Thomas Hagedorn und Sarah Sönnichsen aus Falkensee gründeten im vergangenen Herbst das Startup WeTrendy. Ihre nachhaltige Geschäftsidee: Sie kaufen Rücksendungen der großen Online-Shops auf und geben sie um mindestens 40 Prozent preiswerter weiter. Taschen und Rucksäcke erhalten so die Chance auf ein zweites Leben. (ANZEIGE)
Manche Schüler gehen nach dem Abi auf Weltreise, chillen ein paar Monate auf dem Sofa oder jobben erst einmal, um sich ein paar Wünsche erfüllen zu können. Vier junge Leute aus Falkensee spuckten stattdessen in die Hände – und gründeten ein Startup.
Vinzenz Schaak (22) hat am Lise-Meitner-Gymnasium in Falkensee sein Abitur gemacht. Nach einem dreimonatigen Business-Besuch in der Außenhandelskammer in Guangzhou in China studiert er nun Wirtschaftsingenieurswesen an der TU Berlin: „Im August 2020 kam uns die Idee zu unserem Startup WeTrendy. Wir haben festgestellt, dass fast 60 Prozent der Waren, die im Online-Handel bestellt werden, wieder zurückgeschickt werden. Manche dieser Artikel haben eine kleine Macke, andere gefallen dem Kunden vielleicht einfach nur nicht. Es wäre schade, wenn diese Produkte vernichtet werden. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, Einzelstücke, Restposten und zurückgeschickte Ware von namhaften Herstellern und großen Versandfirmen aufzukaufen, um sie unseren Kunden mit 40 Prozent Rabatt neu anzubieten. Nun kann man bei uns absolute Top-Marken zu wirklich fairen Preisen kaufen. So können sich die Kunden vielleicht ein Markenprodukt leisten, das ansonsten nicht in ihrer Preis-Range liegt. Und sie tun auch etwas Gutes für die Umwelt und den Gedanken an die Nachhaltigkeit, weil sie einem Produkt die Chance auf ein zweites Leben einräumen.“
Samuel Kremp (21) kommt auch vom Falkenseer „LMG“. Er studiert Sporttherapie und Prävention. Er sagt: „Alle Artikel, die wir verkaufen, werden von uns einzeln geprüft und natürlich auch fotografiert. So weiß der Kunde jederzeit, in welchem Zustand ein Artikel ist. Manchmal hat ein Artikel gar keine Beschädigung, manchmal ist es nur ein kleiner Kratzer auf dem Leder einer Tasche. Wir sind sehr offen, sehr kommunikativ und binden unsere Kunden in eine Fashion-Community ein. Das Einkaufen soll stets ein Erlebnis sein. Das kommt an, das Feedback ist sehr, sehr gut.“
Sarah Sönnichsen (20) hat am Vicco-von-Bülow-Gymnasium in Falkensee das Abitur gemacht. Nach vier Semestern BWL ist sie zu einer privaten Uni nach Potsdam gewechselt und studiert hier nun Digital Business. Vorher hat sie bereits in einer studentischen Unternehmensberatung gearbeitet. Sie ist also das Business-Brain bei WeTrendy: „Wir sind mit unserer WeTrendy-Homepage gestartet. Hier können unsere Kunden das Angebot sehen und per Mausklick einkaufen. Werbung für den Online-Shop machen wir auf Facebook und vor allem auf Instagram. Auf Instagram folgen uns bereits knapp tausend Mode-freudige Follower. Wir machen uns sehr viele Gedanken über unsere Community und die Menschen, die bei uns einkaufen könnten. So haben wir einen eigenen Custom Avatar erschaffen, also unsere Vision von einem typischen Durchschnittskunden. Unser Custom Avatar hat sogar einen Namen, er heißt Vivienne. Vivienne ist Ende 20, ist Single und hat keine Kinder. Bei allen Überlegungen, die wir zu WeTrendy anstellen, denken wir immer an Vivienne und fragen uns: Wie würde ihr das gefallen? Das führt zum Beispiel dazu, dass unsere Produktfotos jung, modern, ein wenig flippig-verrückt und gern auch ein bisschen lustig sein dürfen. Vivienne soll sich auf unserer Homepage wohl fühlen.“
WeTrendy: Mit Taschen und Rucksäcken geht es los!
Thomas Hagedorn (26) hat das Marie Curie Gymnasium in Dallgow-Döberitz besucht. Er hat Elektrotechnik studiert und arbeitet für die Berliner Polizei im IT-Bereich.
Er erklärt: „Wir haben uns genau überlegt, mit welcher Produktpalette wir bei WeTrendy anfangen. Wir haben uns für Rucksäcke und Taschen entschieden. Einen Rucksack kann jeder gut gebrauchen. Und von den Frauen wissen wir: Bei Handtaschen reicht eine einzelne niemals aus. Auch haben wir in diesem Bereich nicht das Problem mit den verschiedenen Größen wie bei der Kleidung. Wir bereiten auch jetzt schon den nächsten Schritt vor. Schon bald werden wir auch Uhren und Sonnenbrillen bei WeTrendy anbieten.“
Dass vier junge Leute schon in so frühen Jahren an einer eigenen Firma arbeiten, ist ungewöhnlich. Vinzenz Schaak: „Gerade meine Zeit in China hat mich geprägt und inspiriert. Wir sind hier in Deutschland in vielen Belangen noch zu langsam. Wir sehen nur zu, wie etwas passiert – und mischen nicht selbst mit. Das möchten wir anders machen. Wir haben auch schon eine genaue Vision davon, was wir in fünf oder in zehn Jahren erreichen möchten.“
Bislang ist WeTrendy eine Firma von Vinzenz Schaak, die anderen drei sind hier angestellt. Sarah Sönnichsen: „Wir arbeiten nun daran, eine UG zu gründen, an der wir alle zu gleichen Teilen beteiligt sind. Wir verzichten auf Kredite und möchten langsam aus eigener Kraft wachsen. Wir können also nicht von jetzt auf gleich ganz groß werden. Das ist aber auch gut so, denn so können wir uns Fehler erlauben und Schritt für Schritt dazulernen. Das bringt natürlich mit sich, dass wir sehr bedacht mit unserem Geld umgehen müssen.“
Thomas Hagedorn: „Das bringt aber immer wieder schöne Überraschungen mit sich. Auf Facebook haben wir in Falkensee angefragt, ob uns jemand gebrauchte Kartons für den Versand verkauft. Es gab einige Anrufe – und alle haben uns ihre Kartons geschenkt. Vinzenz ist herumgefahren und hat sie eingesammelt.“
Noch sind Lager, Verpackungsraum und Büro im Keller von Vinzenz Schaaks Elternhaus untergebracht – Vater Schaak musste dafür seine Tischtennisplatte abbauen!
Vinzenz Schaak: „Unser erstes Warensortiment bestand aus 400 Taschen und Rucksäcken, die muss man ja auch erst einmal gut unterbringen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.“ (Text/Fotos: CS)
Info: WeTrendy, Koppstraße 17, 14612 Falkensee, Tel.: 0176-47372564, www.wetrendy.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).
Der Beitrag Shopping-Spaß aus Falkensee: Vier Jugendliche gründeten das Startup WeTrendy! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.