Die Reinhold Fehmer GmbH ist ein 1962 gegründetes Familienunternehmen mit Sitz in Falkensee. Mit etwa 115 Mitarbeitern kümmern sich die Landschaftsgestalter oft im Auftrag der öffentlichen Hand darum, Grünanlagen zu verschönern, Wege anzulegen oder Biotope zu erhalten. In Falkensee bearbeitet „Fehmer“, wie das Unternehmen gern abgekürzt wird, gerade die Neugestaltung des Falkenhagener Angers. „Fehmer“ bietet Schulabgängern nun eine besondere Ausbildung zum „Naturworker“ an. (ANZEIGE)
Die Reinhold Fehmer GmbH ist in ganz Brandenburg und auch in Berlin unterwegs, um sich im Auftrag der verschiedenen Kunden um öffentliche sowie private Grünanlagen, Sport- und Spielplätze zu kümmern. Die Mitarbeiter des Unternehmens pflegen die Dahlienschau im Britzer Garten, haben den Falkenseer Sportplatz in der Rosenstraße mit angelegt, kümmern sich in Dallgow-Döberitz um die Außenanlagen vom neuen Rathaus und bewerkstelligen zurzeit die umfangreichen Erdarbeiten am Falkenseer Anger.
Gundula Fehmer (61) ist die kaufmännische Geschäftsführerin. Sie erklärt: „Am Falkenhagener Anger legen wir gerade alle Wege von Grund auf neu an. Außerdem bauen wir die Neugestaltung von Sitzgelegenheiten direkt am Wasser. Auf diese Weise soll die Aufenthaltsqualität am historischen Anger deutlich verbessert werden. Die Arbeiten ruhen allerdings zurzeit, u.a., weil das Gelände sehr verschlammt ist.“
Für die Umsetzung der verschiedenen Aufträge werden über das ganze Jahr hinweg immer wieder Landschaftsgärtner gesucht. Allerdings ist der Arbeitsmarkt so gut wie leergefegt, da vor allem in der öffentlichen Hand die Babyboomer-Jahrgänge gerade in den Ruhestand gehen und der Nachwuchs sehr intensiv geworben wurde.
Gundula Fehmer: „Wir bilden deswegen unsere Kräfte ganz einfach selbst aus. Um die nötige Aufmerksamkeit bei den jungen Leuten zu erzeugen, suchen wir nicht nach dem klassischen Landschaftgärtner, sondern nach dem ‚Naturworker‘. Das ist natürlich genau dasselbe. Aber der Begriff ‚Naturworker‘ bringt Aspekte mit zum Klingen, die in unserem Berufsfeld immer wichtiger werden. Denn immer häufiger geht es nicht nur darum, dass eine Grünfläche am Ende schön aussieht. Oft sind auch ökologische Gesichtspunkte zu beachten. Und das ist der jungen Generation sehr wichtig.“
Die Landschaftsgärtner pflastern und mauern, gestalten Wege, legen Beete an, pflanzen Büsche, Hecken und Bäume – und kümmern sich letztendlich auch jahrelang um die Pflege des Grüns und der Anlagen.
Gundula Fehmer: „Gerade in der Corona-Pandemie haben die Menschen das öffentliche Grün noch mehr zu schätzen gelernt. Denn im Lockdown konnte man ja wochenlang nur noch eins machen – spazieren gehen. Da haben viele Bürger die öffentlichen Parks und Anlagen für sich entdeckt und sich am von uns gepflegten Grün erfreut. In dieser Zeit ist übrigens auch die Nachfrage nach einem eigenen Teich im Garten sehr angestiegen.“
„Naturworker“: Renaturieren im Auftrag der Umwelt
Zusätzlich zu den klassischen Betätigungsfeldern eines Landschaftsgärtners kommen aber stetig neue Aufgaben hinzu, die einen ökologischen Gedanken verfolgen.
Gundula Fehmer: „In der Hönower Weiherkette in Marzahn-Hellersdorf setzen wir gerade einen Weidezaun. Aufschießende Sträucher und Bäumchen zerstören hier nach und nach den Lebensraum von Amphibien und bodenbrütenden Vögeln. Dank des Weidezauns können nun Tiere auf das Gelände geführt werden. Sie fressen die Sträucher weg und erhalten so den gewünschten offenen Charakter der Landschaft. Mitunter geht es aber auch darum, neue Vogelschutzgebiete auszuweisen oder optimal geplante Krötenlaichplätze anzulegen.“
Jonathan Fehmer (31) ist der für den Bereich Naturschutz zuständige technische Geschäftsführer im Unternehmen.
Er erzählt von Aufgaben, die für einen angehenden „Naturworker“ sicherlich besonders spannend sind: „Im Metropolitan Park in Staaken wird das Gelände vom alten Krankenhaus gerade von einem Investor neu bebaut. Für die Zauneidechsen, die vor Ort gefunden wurden, mussten mehrere Ersatzhabitate hergerichtet werden. Das ist unsere Aufgabe. Dabei gehen wir bei der Gestaltung ganz auf die besonderen Ansprüche der Zauneidechse ein. Das bedeutet, dass wir die Gehölzer dezimieren, um eine lichtdurchflutete Trockenwiese zu begünstigen. Wir stellen sicher, dass die Winterquartiere der Echsen frostfrei bleiben. Und wir legen Sandliegeplätze zum Sonnen und Steinschüttungen zum Verstecken bei Gefahren an. Außerdem werden die Habitate mit einem Zaun versehen, der nach außen hin abgewinkelt ist – um Katzen fernzuhalten.“
Diese Arbeiten sind längst keine Ausnahme mehr, sie nehmen deutlich zu. Jonathan Fehmer: „In der Pestalozzistraße in Falkensee führen wir im Auftrag des Landesumweltamtes Maßnahmen zur Unterstützung der Kreuzotter durch. Die Bestände sind leider massiv zurückgegangen. Wir verhindern, dass die Aufenthaltsflächen der Schlange zuwachsen und entfernen in Rücksprache mit dem Förster und den Fachleuten Sträucher, Bäumchen und die schnell nachwachsende Goldrute und Traubenkirsche. Mit einer besonderen Mähtechnik legen wir mosaikartige Wege an, um Sonnenplätze für die Kreuzotter zu schaffen.“
Klimawandel beeinflusst auch den Landschaftsgärtner
Die Reinhold Fehmer GmbH, zu der sich das Schwesterunternehmen „Galafa Kompost- und Erdenwerk“ mit weiteren 15 Mitarbeitern gesellt, muss sich auch mit dem Klimawandel beschäftigen.
Gundula Fehmer: „Die Wetterextreme durch den Klimawandel nehmen zu. Wir haben immer häufiger ein trockenes und heißes Klima fast wie im Süden. Zugleich bekommen wir es mit Stürmen und mit Starkregen zu tun. Wir Landschaftsgestalter müssen uns mit diesem Wandel beschäftigen. In der Folge suchen wir vermehrt nach robusten Pflanzen, die in einer Trockenphase nicht gleich eingehen.“
Auch die Schädlinge müssen beachtet werden. Gundula Fehmer: „Mit der Miniermotte, die die Blätter der Kastanie befällt, kommen wir immer besser zurecht, weil das im Herbst gefallene Laub eingesammelt und bei uns kompostiert wird. Die Komposthitze tötet die Puppen der Motte, die in den Blättern überwintern. Sorge macht mir der Eichenprozessionsspinner, der sich in trockenen, heißen Sommern fast ungebremst ausbreiten wird.“
„Fehmer“ hat in der Firmengeschichte bereits über 500 Landschaftsgärtner ausgebildet – und die meisten davon nach der Ausbildung behalten. Die Ausbildung dauert drei Jahre, Abiturienten können sie bei entsprechend sehr guten Leistungen um ein halbes Jahr verkürzen. (Text/Fotos: CS)
Info: Reinhold Fehmer GmbH / Garten-, Landschafts- & Sportplatzbau, Nauener Straße 101, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-24770, www.fehmergmbh.de
Der Beitrag „Naturworker“: Landschaftsgestaltung aus einer Hand: Fehmer in Falkensee bildet aus! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).