Wenn die Oma backt, leuchten nicht nur die Kinderaugen. Die ganze Familie freut sich dann auf einen leckeren Kuchen, der mit seinem Duft die ganze Wohnung aromatisiert und der auf der Gabel schmeckt wie alles Glück dieser Welt. Da gibt es keinen Vergleich zu den Tiefkühltorten aus dem Supermarkt, denn die Oma kennt nicht nur die alten Rezepte von früher, sondern nutzt auch die eine besondere Zutat, die man nicht kaufen kann – ganz viel Liebe. (ANZEIGE)
Claudia Goldman (53) ist zwar selbst noch ein paar Jahre vom Oma-Status entfernt, hat aber aus der Großmutter-Kompetenz am Herd bereits eine echte Geschäftsidee gemacht. Seit Ende 2019 gibt es ihre Kuchenmanufaktur „Käthe und Agathe“ (www.kaetheundagathe.de) nun schon. Die ungewöhnliche Idee: Hier stehen echte Omis am Backofen, um die eingehenden Bestellungen mit kundiger Hand in gebackenes Glück zu verwandeln. Die frisch aus dem Ofen gezogenen Kuchen gehen auch fast umgehend auf die Reise zum Besteller – hier wird nichts eingefroren oder zwischengelagert. Geliefert werden die Kuchen nach Berlin, nach Potsdam und auch ins umliegende Havelland – von Falkensee über Dallgow-Döberitz bis nach Nauen.
Claudia Goldman: „Das Büro ist noch immer bei mir Zuhause in Potsdam zu finden. Die Produktion musste ich aber schon bald auslagern, es war alles viel zu beengt. Inzwischen nutze ich einen wunderbar großzügigen Raum in Groß-Glienicke direkt am Kreisverkehr kurz hinter Seeburg. Hier haben unsere Omis einen riesigen quadratischen Tisch zum Backen. Alle Zutaten kaufen wir in großen Mengen ein. Aktuell stehen den Omis drei professionelle Öfen zur Verfügung – weitere sind bestellt.“
Claudia Goldmans frisch gegründete Firma ist ein Social Startup, das sich um ein echtes gesellschaftliches Problem bemüht: Deutschland wird im demografischen Wandel immer älter. Vielen Rentnern droht in der hektischen Zeit die Vereinsamung, weil ihre erwachsenen Kinder im Alltag kaum noch die Muße finden, sich um die Eltern zu kümmern. Hinzu kommt eine Altersarmut, weil die Rente oft nicht mehr ausreicht, um alle Ausgaben zu decken.
Claudia Goldman: „Viele Senioren suchen im Alter auch nach einer erfüllenden Aufgabe. Unsere Rentner sind meist fit wie ein Turnschuh und hätten gern noch eine echte Aufgabe, an der sie Spaß finden. Gerade bei den Großmüttern gibt es ja die echte Kernkompetenz, dass sie den leckersten Kuchen backen können. Wobei wir uns auch jederzeit über einen backenden Opi freuen würden. Natürlich setzen wir die Großväter, die sich bei uns melden und die nicht backen können, auch gern als Fahrer ein.“
Aktuell backen vier Omis abwechselnd oder zugleich in der Käthe-und-Agathe-Küche. Sie stammen aus Berlin, Potsdam und aus Seeburg. Nach einem Fernsehbericht im RBB haben sich inzwischen viele weitere Großmütter gemeldet. Sie sollen nach einem Probebacken nun nach und nach zum Einsatz kommen. Gebacken wird zurzeit immer am Montag und am Freitag. Die anderen Tage werden flexibel geplant und richten sich nach der Auftragslage. Die „Back-Omis“ können aber in der Regel schnell einspringen, falls neue Bestellungen eingehen.
Bei „Käthe und Agathe“ ist eins besonders wichtig – Frische. Die Kunden, zu denen neben Privatpersonen auch zunehmend Firmen gehören, die einen Kuchen für ein Meeting, einen Mitarbeitergeburtstag oder für die Verköstigung der Gäste auf einem Seminar buchen, bestellen vorrangig über das Internet. Im Online-Shop sind zehn Kuchen hinterlegt, die sich per Mausklick bestellen lassen. Da gibt es etwa einen Mandelkuchen, einen Karottenkuchen oder einen Zitronenkuchen, auch eine vegane Linzer Torte kann man finden.
Claudia Goldman: „Zu den absoluten Bestsellern gehören bei uns der Käsekuchen, der Karottenkuchen und aktuell der Apfel-Walnusskuchen. Ich persönlich liebe den Zupfkuchen. Demnächst kommt mit dem Kirschstreusel noch eine weitere Auswahl hinzu.“
Die Kuchen werden nur auf Bestellung gebacken. Sie kosten im Schnitt um die 38 Euro plus 9,90 Euro Lieferkosten. Claudia Goldman: „Unsere Qualität kommt bei den Kunden an. Klar, da steckt ja auch unsere Oma-Expertise drin. Für die Weihnachtszeit planen wir eine besondere Aktion frei nach dem Motto ‚teilen, genießen, Gutes tun‘. Im Rahmen dieser Aktion bestellen die Kunden einen großen Kuchen – und bekommen zwei kleinere. Einen Kuchen nutzen sie dann für sich selbst – und verschenken den anderen. An Freunde, an die Nachbarn oder an Kollegen. In der schlimmen Corona-Zeit haben wir alle etwas gebackene Aufmunterung nötig.“
Wichtig ist: Wer einen Kuchen bestellen möchte, sollte ihn spätestens drei Tage vor dem gewünschten Liefertermin ordern, damit die Logistik vor Ort greifen kann und der Kuchen „just in time“ auf die Reise geht.
Claudia Goldman ist mit ihren Kuchen am Samstag auch immer auf dem Winterfeldtmarkt in Berlin unterwegs: „Hier habe ich viele Stammkunden gewinnen können. Auf lange Sicht wäre es ein Wunsch von mir, ein Café in der Region eröffnen, in dem die Gäste gemütlich Platz nehmen und Kuchen essen können, während sie dabei unseren Omis in einer gläsernen Manufaktur beim Backen zuschauen.“ (Text: CS / Fotos: Elke Hartl (Lque design))
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 177 (12/2020).
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