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Die zweite Chance: Oliver Welter gibt als Pächter von drei Shell-Tankstellen Menschen Starthilfe in den Beruf!

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Oliver Welter (41) betreibt als Pächter drei Shell-Tankstellen. Zwei von ihnen liegen in Berlin, eine ist an der Spandauer Straße in Falkensee zu finden. In Falkensee ist der Reinickendorfer, der seit über 20 Jahren im Tankstellengewerbe arbeitet, seit Mai 2019 der Chef vor Ort. Er sagt: „Meine drei Shell-Stationen besuche ich jeden Tag, um nach dem Rechten zu schauen. Die Station in Falkensee ist meine schönste. Falkensee gefällt mir bei jedem Besuch mehr, es ist eine tolle Stadt direkt vor den Toren Berlins.“

Oliver Welter (hw-buero@gmx.de) macht sich viele Gedanken. Dabei geht es nicht nur um Benzin, Diesel, Autowäschen und Snacks to go, sondern auch um das Miteinander in dieser Gesellschaft: „Ich möchte gern Menschen, die bislang noch keinen guten Start ins Berufsleben hatten, eine echte Chance geben. Ich verstehe das als Starthilfe. Ein entsprechendes Konzept dazu habe ich im März ausgearbeitet, jetzt geht es um die konkrete Umsetzung. Ich habe in meiner Tätigkeit als Tankstellen-Stationsleiter und Pächter immer wieder gemerkt, dass Menschen auf dem Papier nicht einzuschätzen sind. So habe ich bereits vor vielen Jahren jungen, aber auch älteren Menschen mit schlechtem oder gar keinem Schulabschluss immer wieder eine Chance gegeben, sich bei mir in meinem Betrieb zu beweisen. Immer wieder wurde ich sehr positiv von Menschen überrascht, die einfach die Möglichkeit genutzt haben, etwas in ihrem Leben zu verändern.“

Das bedeutet: Wer etwa aufgrund eines schlechten Schulabschlusses keine Chance hat, eine feste Arbeitstelle zu bekommen, kann nun vier bis sechs Wochen lang ein Praktikum in einer der drei von Oliver Welter geführten Shell-Tankstellen in Falkensee oder Berlin absolvieren – und zwar als Shop- oder Verkaufskraft.

Oliver Welter: „Im besten Fall zeigen mir meine Praktikanten, dass viel mehr in ihnen steckt, als auf dem Zeugnispapier steht. Wenn die Praktikanten ihre Motivation zurückgewinnen, einen Neuanfang in ihrem Leben planen und zuverlässig arbeiten, dann besteht die Möglichkeit, bei mir eine Ausbildung zu beginnen – zum Verkäufer oder zur Verkäuferin oder zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann im Einzelhandel. Allen Azubis in meinem Unternehmen biete ich ab kommendem Schuljahr einmal in der Woche eine kostenlose Nachhilfe in Deutsch, Mathematik und Englisch an, damit sie auch in der Berufsschule mithalten können.“

Zurzeit besteht das Team der drei Tankstellen aus 27 Personen. Über das neue Programm sind bereits drei Mitarbeiter im Einsatz. Oliver Welter: „Eine junge Frau hat gerade in Falkensee ihr vierwöchiges Praktikum abgeschlossen und beginnt nun demnächst mit ihrer Ausbildung. Sehr viel Freude bereitet mir ein sprachbehinderter Mitarbeiter in Berlin, der einen tollen Job macht und auf den ich mich immer hundertprozentig verlassen kann. In einem normalen Bewerbungsgespräch wäre er aber durchgefallen. In Falkensee arbeitet auch ein afghanischer Flüchtling als Tankwart.“

Benzin im Blut, aber ein Herz aus Gold? Der Tankstellenbetreiber arbeitet bereits mit der JVA des Offenen Vollzugs in Berlin, mit dem Arbeitgeberservice Spandau, mit JOBLINGE.de, mit der Agentur für Arbeit in Berlin und mit der IHK Berlin zusammen, stellt entsprechende Announcen aber auch bei eBay Kleinanzeigen ein.

Wird er alle Arbeitskräfte, die er findet, selbst behalten? Oliver Welter: „Nein, das wird nicht funktionieren. Ich bin aber bestens vernetzt und kenne immer einen Tankstellenbetreiber, der Personal für die Kasse und den Shop sucht. Da mache ich mir keine Sorgen. Dennoch möchte ich mein Netzwerk ausbauen und suche den Kontakt zu anderen Unternehmen. Das können z.B. Baumärkte oder Großhändler sein. Es kann ja durchaus sein, dass jemand, der über die Tankstelle wieder zu sich gefunden hat, seine Zukunft gar nicht in der Tankstelle sieht. Dann würde ich diese Person gern in einem wachsenden Netzwerk an andere Unternehmen weitervermitteln. Ich habe sie ja bereits ‚vorgetestet´, was Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Arbeitswillen anbelangt. Je mehr Unternehmen mitmachen, um so größer kann dieses Projekt werden. Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen: Die sonst auf dem Arbeitsmarkt nur schwer zu vermittelnden Menschen danken einem diese zweite Chance.“ (Text/Foto: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 173 (8/2020).

Der Beitrag Die zweite Chance: Oliver Welter gibt als Pächter von drei Shell-Tankstellen Menschen Starthilfe in den Beruf! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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