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Fahrradland Falkensee: Corona bringt die Menschen aufs Fahrrad!

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Immer mehr Menschen steigen auf das Fahrrad. Für die einen sind es sportliche Gründe, warum sie das Rad für sich entdecken. Andere möchten gern etwas für die Umwelt tun oder Corona aus dem Weg gehen. Was auch immer die Beweggründe sein mögen – einer freut sich. Das ist Raoul Marschke (50) aus Falkensee, der über sein Ladengeschäft „Fahrradland Falkensee“ Jung wie Alt mit neuen Rädern versorgt. (ANZEIGE)

Dabei ist eins klar: Fahrräder begleiten den Radexperten, der seit seinem 4. Lebensjahr in der Gartenstadt lebt, bereits sein ganzes Berufsleben lang.

Raoul Marschke erinnert sich an seine Anfänge: „Zu DDR-Zeiten gab es an jedem Bahnhof eine Fahrradaufbewahrung. Hier konnten die Bürger, die mit der Bahn weiterfuhren, ihr Rad abgeben. Vor Ort wurde aufgepasst, dass es nicht abhanden kommt. So eine Aufbewahrung gab es auch in Falkensee. Irgendwann wollte die Stadt diese Tätigkeit aufgeben und hat die Fahrradaufbewahrung vermietet. Am 1. November 1990 habe ich die Fahrradaufbewahrung übernommen. Da passten 800 Räder rein, es waren aber meistens nur so um die 200 da. Zusammen mit einem Partner habe ich dann Reparaturen angeboten. Später haben wir zwei Türen und ein Fenster eingebaut – und fertig war unser erstes Ladengeschäft. Leider kam keiner, um ein Rad zu kaufen.“

Die beiden angehenden Radverkäufer stellten schon bald fest, dass nur bei ihnen die Käufer ausblieben.

Raoul Marschke: „Beim Kollegen in der Bahnhofstraße standen die Kunden Schlange. Wir haben unseren Standort analysiert und festgestellt, dass bei uns kein Auto parken durfte. Da hat man sofort einen Strafzettel bekommen. So fanden die Kunden nicht zu uns. Wir haben dann mit einem Standortwechsel geliebäugelt und kamen in der Bahnhofstraße 42 unter. Damals gab es mit uns gleich vier Fahrradgeschäfte in der Bahnhofstraße. Das haben alle nur die ‚Falkenseer Fahrradmeile‘ genannt. So viel Auswahl hatte sonst keine andere Stadt oder Gemeinde.“

Der Partner stieg irgendwann aus, stattdessen half Raouls Papa im Laden mit aus: „Ich bin weiter wie jeden zweiten Tag zur Bank gelaufen, weil ich einen Kredit haben wollte, um mich zu vergrößern. Ich hatte das ‚Haus der Dame‘ in der Bahnhofstraße 58 – unseren heutigen Standort – im Auge. Irgendwann hing da ein Schild ‚Zu verkaufen oder zu vermieten‘. Das habe ich gesehen – und drei Stunden später waren wir uns einig. 2001 habe ich das Haus gekauft und 2002 habe ich das heutige Fahrradland eröffnet. Die Autohäuser aus der Region wollten den Standort übrigens auch unbedingt haben. Die durften aber nicht. Schon damals gab es einen Plan, welches Gewerbe sich im Zentrum ansiedeln darf und welches nicht. Und Autohäuser gehörten nicht dazu. Das war mein Glück.“

Fahrräder für die ganze Familie
Das Fahrradland Falkensee stellt auf 320 Quadratmetern Fläche 250 Räder aus, die sich sofort anfassen, hochheben, begutachten und probefahren lassen. Im Lager stehen noch einmal eintausend Räder bereit.

Raoul Marschke: „Das Internet macht mir keine Sorgen. Ein Fahrrad kaufen, das ist wie Schuhe kaufen. Das muss man anfassen, da muss man Vergleiche ziehen, da muss man sich beraten lassen und da muss man auch mal eine Proberunde fahren.“

Ins Fahrradland Falkensee kommt die ganze Familie. Viele Kinder haben hier ihr allererstes Fahrrad bekommen und seitdem jedes neue Rad gekauft. Raoul Marschke: „Gern nehmen wir ein altes Rad in Zahlung und machen so den Neukauf eines anderen Rads erschwinglicher. Das angekaufte Rad kommt zu uns in die Werkstatt, wird generalüberholt und dann zum Sonderpreis auf die Straße gestellt. So kann man bei uns immer mal wieder ein Schnäppchen landen. Allerdings schaffen wir das in der Saison kaum, da die Werkstatt in dieser Zeit komplett ausgelastet ist.“

Die Kunden können vor Ort ein Citybike ebenso kaufen wie ein Mountainbike oder ein Rennrad. Klappräder sind zurzeit im Trend, erzählt der Inhaber, weil sie sich leicht transportieren lassen.

Passend dazu gibt es die gesamte Palette an Zubehör, die man sich nur wünschen kann: Vom Helm über Fahrradkörbe, Luftpumpen, Radfahrerhandschuhe und Lichter ist alles da, was das Herz begehrt. Raoul Marschke: „Es gibt sogar spezielle Fahrradschlösser, die sind mit einer lauten Alarmanlage ausgestattet, um einen Diebstahl zu verhindern. Und anstelle eines Fahrradhelms gibt es seit geraumer Zeit ein Airbag-System, das man wie einen Schal um dem Hals trägt und das bei einem Unfall deutlich sicherer sein soll als ein Helm.“

Alle Fahrräder können natürlich vor Ort auch gewartet und repariert werden. Raoul Marschke: „Viele Kunden kommen im Frühling und lassen ihr Rad wieder fit machen. Ansonsten bemerken wir, dass immer weniger Fahrradfahrer wissen, wie ein Loch im Reifen zu flicken ist. Aber das liegt bestimmt auch daran, dass die Leute immer weniger Zeit für so etwas haben.“

Der große Trend: Elektromobilität
Ob es bei den Fahrrädern wohl einen Trend gibt? Und ob! Raoul Marschke: „Das ist ganz klar die Elektromobilität – in allen Varianten. Das mit den E-Bikes, das ging einmal los mit der ü60-Generation. Da konnten die Senioren dank des E-Motors längere Fahrradtouren unternehmen wie aus eigener Kraft und haben das sehr genossen. Heute ist unser jüngster Kunde in diesem Bereich 16 Jahre alt – er nutzt ein E-Mountainbike, um damit durch die Döberitzer Heide zu brettern. Die E-Mobilität geht durch sämtliche Altersklassen, auch im Lastenrad-Bereich ist die Elektromobilität längst angekommen. Diese Räder kosten allerdings. Der Spaß fängt bei 2.000 Euro an. Da lohnt es sich unbedingt, gleich beim Kauf eine Versicherung abzuschließen, die auch Diebstahl, Reparaturen und Akku-Probleme mit einschließt.“

Das Fahrradland zu Corona-Zeiten
Das Fahrradland schaut entspannt in die Zukunft: Es finden immer mehr Kunden zum Fahrrad und statistisch gesehen kauft jeder Fahrradbesitzer alle sieben Jahre einen neuen Drahtesel.

Raoul Marschke: „Die Corona-Zeit war hart. Lange musste unser Geschäft geschlossen bleiben. Ich durfte nur noch online und am Telefon verkaufen. Oft bin ich dann mit drei Rädern zu den Kunden nach Hause gefahren und im besten Fall nur mit zweien wieder zurückgekommen. Seitdem wir neu aufmachen durften, werden wir aber förmlich überrannt. Da haben wir alle Ausfälle schnell wieder kompensiert. Wir haben auch gleich unsere beantragte Soforthilfe bei der ILB wieder zurückgezogen. Auch Kurzarbeit hatten wir beantragt, mussten das aber gar nicht nutzen.“

Woran der Fahrrad-Boom zu Corona-Zeiten liegt? Vielleicht haben die Menschen nun mehr Zeit für Fahrradtouren? Raoul Marschke: „Ich glaube, viele trauen sich wegen Corona nicht in Bus und Bahn – und steigen lieber aufs Fahrrad. Da sind sie sicher vor dem Virus.“

Inzwischen ist es Raoul Marschke gelungen, das Grundstück hinter seinem Fahrradland hinzuzukaufen. Hier ist nun so einiges geplant: „Da kommt ein Lager hin – so groß und hoch, wie ich darf. Auch die Werkstatt lagern wir aus – und bauen sie deutlich aus.“ (Text/Fotos: CS)

Info: Fahrradland Falkensee, Bahnhofstraße 58, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-22286, www.fahrradland-falkensee.de

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 171 (6/2020).

Der Beitrag Fahrradland Falkensee: Corona bringt die Menschen aufs Fahrrad! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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