Heute kauft man billig ein paar Messer und Scheren im Supermarkt – und wirft sie in den Müll, sobald sie stumpf werden. Günter Kurzeja (59) kann da nur mit dem Kopf schütteln: „Es lohnt sich immer, in Qualität zu investieren. Ein gutes Messer hält ein Leben lang. Es muss nur ein wenig gepflegt werden.“
Kurzeja muss es ja wissen. Er betreibt eine Werkzeugschleiferei in Falkensee-Waldheim und macht hier alles scharf – außer Rasierklingen. Vor allem die Älteren bringen ihm noch vertrauensvoll ihre Messer, Scheren, Äxte, Sägen, Heckenscheren oder Rasenmähermesser. Zwei bis drei Tage dauert es maximal, dann ist die Schneide wieder scharf wie am ersten Tag. Was seine Dienste kosten, kann er allerdings nicht pauschal sagen: „Das muss ich mir immer vor Ort anschauen. Am Telefon lässt sich da schwer etwas schätzen. Die Länge der Klinge, die Beschaffenheit des Materials, die zu investierende Arbeit: Da kann ich einen Preis erst dann nennen, wenn ich die Klinge in der Hand halte.“
Fakt ist: Ein gutes Messer lässt sich immer wieder aufs Neue schleifen, so bleibt es immer scharf. Das größte Problem für gute Küchenmesser ist die Spülmaschine, weiß der Ur-Falkenseer, der am 1. April 2006 das Werkzeugschleiferei-Geschäft von seinem Vater übernommen hat, der es 1966 gegründet hat. Kurzeja: „In der Spülmaschine wird jedes Messer mit der Zeit fleckig und unansehnlich. Vor allem das Salz macht die Klinge stumpf und korrodiert das Metall. Ich hab schon Messer gesehen, die waren richtig angefressen vom Salz. Da nützt auch das Polieren nichts mehr.“
Über die modernen Keramikmesser kann Günter Kurzeja nur schmunzeln: „Auch die bleiben nicht immer scharf. Ich habe aber nach einiger Tüftelei nun endlich herausbekommen, wie ich auch Keraminmesser schleifen kann. Anstatt die modernen Klingen also zu verdammen, hab ich sie einfach mit in mein Programm aufgenommen.“
Auch in der modernen Wegwerfgesellschaft: Um Arbeit ist der Orchideenfreund, der ein eigenes „Blumenzimmer“ mit Dutzenden der edlen Pflanzen besitzt, nicht verlegen. 18 Annahmestellen von Nauen über Neuruppin bis nach Velten und Großziehten nehmen für ihn neue Aufträge entgegen. Stammkunden schätzen einen schnellen Service und faire Preise.
Und pfiffig ist der Falkenseer auch. Er kümmert sich um die Baustellen in der Region, fährt sie an und holt Meissel, Sägeblätter, Ketten und Bohrer direkt vor Ort ab, um sie in der eigenen Werkstatt zu schleifen und dann zurückzubringen. Diese Dienstleistung ist sehr gefragt und so verbringt Günter Kurzeja gut und gerne 1.000 Kilometer in der Woche hinter dem Steuer seines Autos. Jeden Tag fährt er in eine andere Richtung und kommt damit bis nach Königs-Wusterhausen. Er sagt: „Ich habe bereits die Baustellen am Lehrter Bahnhof, an der O2 World oder am Alexa mitbetreut und dafür gesorgt, dass hier alle Werkzeuge scharf und einsatzfähig bleiben. Das können sich viele gar nicht vorstellen, wenn sie meine kleine Werkstatt sehen.“
Schade ist nur: Das Unternehmen wird die nächste Generation nicht erleben. Wenn Günter Kurzeja in Rente geht, ist Schluss mit scharfen Messern. (Fotos: privat)
Kontakt: Günter Kurzeja Werkzeugschleiferei, Hirschsprung 14, 14612 Falkensee-Waldheim, Tel: (03322) 30 97 oder 0179-2066833