Richtig zur Ruhe kommt Hannelore Thielke (68) auch im Ruhestand nicht. Die gelernte Modelltischlerin zieht es immer wieder in ihre Werkstatt. Ihren Wirkungsort „Werkstatt“ zu nennen, ist aber zu kurz gesprungen: In ihrem Haus in Finkenkrug gibt es gleich mehrere Räume, in denen viele alte Maschinen stehen, mit denen die gebürtige Falkenseerin massives Holz gezielt zusägt und glattpoliert.
Hannelore Thielke: „Ich habe meinen Beruf damals zu DDR-Zeiten in Staaken gelernt. Später habe ich viele Jahre ins Elstal als Modellbauerin gearbeitet. Da ging es im Betrieb darum, Holzvorlagen für das Sandgussverfahren herzustellen – mit dem Ziel, auf diese Weise metallische Maschinenteile für die Industrie zu fertigen. Der Holzmodellbauer ist dem Spielzeugmacher aber sehr nahe und das sowohl von der Fertigungstechnik als auch vom Maschinenpark her. 1986 habe ich meinen Job gekündigt und mich selbstständig gemacht. Seitdem produziere ich Kinderspielzeug aus Holz, vor allem Bollerwagen, Hampelmänner, Laufspielzeuge, LKWs und Trekker, Lokomotiven und Feuerwehrautos, aber auch Holzschlitten und Greifspielzeuge.“
Zu DDR-Zeiten war es oft noch schwer, an das passende Holzmaterial zu gelangen: „Da gab es dann mitunter nur drei Kubikmeter in der Zuteilung. Damit kam ich aber nicht weit. Zum Glück habe ich Holzabfälle von meinen Tischlerkollegen bekommen. Oder aus dem Sägewerk. Ich habe dann oft gehört: Hol dir schnell eine Karre ab, sonst geht‘s in den Ofen.“
Heute holt sich die quirlige Falkenseerin ihr Holz im Baumarkt. Vor allem Nadelhölzer nimmt sie mit nach Hause, aber auch Erle und Buche. Buche vor allem für die Räder – die müssen ja auch mehr Belastung aushalten als die anderen Teile.
Hannelore Thielke: „Ich habe meine Serien und meine Schablonen. Sonderwünsche setze ich nicht mehr um. Oft sitze ich abends im Wohnzimmer an meinen Entwürfen und denke mir: Ach, dieses oder jenes hast du ja schon lange nicht mehr gemacht. Dann hole ich mir die Schablonen und ein Musterstück und dann geht es los. Oft gebe ich so lange keine Ruhe, bis der Korpus steht, das kann auch schon mal nachts um eins sein. Insgesamt habe ich etwa 90 verschiedene Modelle in meinem Sortiment. Letztens ist mir aufgefallen, dass ich schon fünf, sechs Jahre lang nichts mehr passend zu Ostern gefertigt habe. Dann sind halt eben wieder Osterhasen an der Reihe.“
Wenn die eigene Ehefrau mit der Bandsäge und der Tellerschleifmaschine am Werkeln ist, weiß Ehemann Klaus (73), dass alles so läuft wie immer. Wird laut sein Name gerufen, eilt er geschwind: Dann gilt es, die eine oder andere störrische Maschine wieder in Gang zu setzen. Oder ein Schleifblatt auszutauschen.
Hannelore Thielke: „Bei Kinderspielzeug gelten besonders strenge Vorgaben, an die ich mich halten muss. So werden alle Kanten und Oberflächen besonders fein glattgeschliffen. Ich verwende auch nur speichel- und schweißfeste Farben. Zurzeit arbeite ich an kleinen Vogelhäuschen, die wunderbar als Dekoartikel einzusetzen sind. Mein Bestseller ist aber ein hölzerner Bauernhof mit vielen Tieren, einem Bauernpärchen, einem Stall, einem Häuschen und einem Zaun. Das alles können die Kinder selbst bemalen.“
Die Modelltischlerin hat keinen Online-Shop und verkauft auch nicht an der Haustür. Als nächstes wird sie mit ihrem Holzspielzeug auf dem Falkenseer Stadtfest zu sehen sein. (Fotos / Text: CS)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 148 (7/2018) veröffentlicht.
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