Stirbt jemand in der eigenen Familie, fühlen sich die Hinterbliebenen mit den nun anstehenden Aufgaben oft völlig überfordert. Antje Koch aus Brieselang hat sich im letzten Jahr mit einem eigenen Bestattungsunternehmen selbstständig gemacht, das sehr modern denkt und der Familie gern sämtliche Aufgaben rund um die Bestattung abnimmt – natürlich immer in Abstimmung mit dem Auftraggeber. (ANZEIGE)
Antje Koch ist groß, blond und 35 Jahre jung. Sie trägt zwar einen dunklen Hosenanzug. Ihr knallroter Lippenstift setzt aber trotzdem einen ungewohnten Farbtupfer. Das Bestattungsunternehmen der Brieselangerin nutzt kein Ladengeschäft. Keine Frage: Hier bringt jemand frischen Wind in das Bestattungswesen.
Antje Koch erzählt: „Ich stamme aus Oranienburg, lebe aber seit 2009 in Brieselang. Es klingt etwas morbide, aber ich wollte schon immer Bestatterin werden. Ich habe mir oft vorgestellt, wie eine perfekte Trauerfeier aussehen könnte und welche Musik dazu passen würde. 2010 habe ich eine Ausbildung zur Bestatterin begonnen und sie 2013 abgeschlossen. Ich habe zuerst in Berlin gearbeitet, war aber die letzten acht Jahre in einem Bestattungsunternehmen in Brandenburg angestellt. 2021 habe ich mich selbstständig gemacht, um meine eigenen Vorstellungen umzusetzen. Dazu gehört, dass ich grundsätzlich Hausbesuche mache. Das ist für meine Kunden, die in der Regel in einer emotionalen Ausnahmesituation stecken, viel einfacher.“
Bis zu 24 Stunden darf ein Verstorbener noch in den eigenen vier Wänden verbleiben. Antje Koch: „Ich verkaufe meinen Auftraggebern ungern Totenkleider. Viel lieber helfe ich dabei, ein verstorbenes Familienmitglied in den eigenen Lieblingssachen einzukleiden, etwa mit einem Schlafanzug, einem Jogginganzug, einem Kostüm oder einem Anzug.“
Antje Koch kümmert sich auch darum, dass der oder die Verstorbene abgeholt wird. In der Zwischenzeit geht es um das Zusammentragen der „Personenstandspapiere“: „Dabei handelt es sich um die Eheurkunde, die bereits vorhandene Sterbeurkunde des Partners oder – bei Singles – die Geburtsurkunde. Ich brauche auch die Krankenkassenkarte und die Rentenbescheide. Dann kümmere ich mich darum, den Verstorbenen bei der Rente und der Krankenkasse abzumelden. Gern kümmere ich mich auch darum, laufende Verträge, Zeitungsabos, das Telefon oder die GEZ zu kündigen.“
Anschließend geht es um die Frage, welche Form der Bestattung gewünscht wird. Wird eine Feuer- oder eine Erdbestattung bevorzugt? Antje Koch: „Immer mehr Familien wünschen sich keine Beerdigung auf einem traditionellen Friedhof mehr. Sie interessieren sich eher für eine alternative Beerdigungsform. Sehr gefragt ist die Urnenbestattung in einem RuheForst, wie es etwa einen bei Nauen gibt. Ich habe gerade eine Familie begleitet, die hat sich einen eigenen Baum mit zwölf Urnenplätzen gekauft – und die Plätze auch für die zukünftige Verwendung durch die Freunde freigegeben. Das kam sehr gut an. Sehr schön ist auch eine Seebestattung, etwa im Meer vor Warnemünde. Ich persönlich würde es befürworten, wenn die Friedhofspflicht fällt und es möglich wäre, eine Familienurne auch unter dem eigenen Apfelbaum im Garten zu beerdigen.“
Gern kümmert sich Antje Koch auch um eine weltliche Trauerrede: „Hier treffe ich mich mit der ganzen Familie und lerne mehr über das Leben des Verstorbenen, was ich anschließend in einer entsprechend individuellen Rede vortragen kann. Dabei geht es nicht um religiöse Inhalte. Ich könnte schon ein Vater-Unser beten, das wird aber eigentlich nie gewünscht.“ Nach der Beerdigung schaltet Antje Koch auf Wunsch Traueranzeigen in den Medien, versendet Danksagungen und führt ein Nachsorgegespräch. (Text/Foto: CS)
Info: Antje Koch Bestatttungen, Brieselang, Tel.: 033232-232685, www.antjekoch-bestattungen.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 193 (4/2022).
Der Beitrag Bestattungen modern und emphatisch – mit Antje Koch aus Brieselang! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).