Die Kinderbuchautorin Dorothea Flechsig wollte immer eins – unabhängig sein. Und so schreibt sie ihre Kinderbücher nicht nur selbst, sondern verlegt sie auch im eigenen Glückschuh-Verlag, kümmert sich um das Marketing und erledigt die Pressearbeit. Gerade ist ihr neuestes Buch erschienen – „Das unsterbliche Nashorn“.
Ihr Arbeitszimmer ist klein, ordentlich, aufgeräumt – und gekachelt. Es war nämlich früher einmal die Küche in ihrem Haus im Falkenseer Ortsteil Waldheim. Jetzt nutzt Dorothea Flechsig (52) das Zimmer, um ihre bunten Kindergeschichten festzuhalten, die sie sich seit vielen Jahren ausdenkt.
Steht ein neues Kinderbuch an, das aus ihrem Kopf in die Tastatur ihres Windows-Notebooks fließen soll, so findet sich die in Coburg geborene Autorin schon ganz früh am Tag in ihrer Waldheimer Schreibklause ein, um in die Tasten zu hauen. Sie sagt: „Ich kann sehr diszipliniert arbeiten. Ich fange meist schon morgens kurz nach acht Uhr an. Das geht dann meistens so bis mittags. Das ist genau meine Schaffenszeit.“
Die Begeisterung für Kinderbücher wurde Dorothea Flechsig schon früh mit auf den Weg gegeben: „Meine Mutter war Buchhändlerin. Wenn ihr die Verlage Vorschauexemplare der neuen Kinderbücher geschickt haben, hieß es immer: Dorothea, ließ das bitte mal! Wenn mir ein Buch gefallen hat, hat meine Mutter es genauso ihren Kunden empfohlen: Also meine Tochter Dorothea, die hat das Buch auch sehr gern gelesen, hieß es dann. Später hat mir mein Deutschlehrer dazu geraten, dass ich selbst Geschichten schreiben soll.“
Und so kam es dann auch. Dorothea Flechsig zog nach Berlin und nach der Wende nach Falkensee. In dieser Zeit schrieb sie als Journalistin Lokalgeschichten für den Berliner Tagesspiegel, für die MAZ und für die BRAWO: „Nebenbei habe ich als Autorin für große Verlage wie Carlsen gearbeitet. Die eine oder andere Lillifee-Geschichte ist auch von mir. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe in der Zeit aber auch ein paar sehr ungünstige Verträge unterschrieben. Da gab es dann leider kein Geld mehr, wenn Auflagen nachgedruckt wurden oder eine Übersetzung in eine andere Sprache anstand. So kam ich auf die Idee, meinen eigenen Verlag zu gründen. Ich wollte unabhängig sein und alle Rechte an meinen Geschichten und Figuren in meinen eigenen Händen behalten.“
Gegründet wurde der Glückschuh-Verlag im Jahr 2011. Möchte man die Essenz des Verlages in Worte fassen, lauscht man am besten der Verlagschefin Dorothea Flechsig: „Bei uns finden sich Geschichten, die sich liebevoll, nachdenklich und spannend mit der Gesellschaft, der Tier- und der Umwelt auseinandersetzen.“
Als es 2011 losging, standen zunächst Hörspiele auf dem Plan, Bücher kamen später. Durch zahlreiche Lesungen in Bibliotheken und Schulen sowie Sendungen auf Radio Teddy wurden die Figuren der Waldheimer Autorin bekannt.
Mit Petronella Glückschuh begeben sich die Kinder in die Natur und forschen voller Begeisterung den Tieren nach. Petronella rettet in inzwischen drei Büchern eine Bienenkönigin, lässt Hühner bei sich überwintern oder behandelt die Oma mit Blutegeln.
Dorothea Flechsig: „Ich bin selbst sehr gern in der Natur unterwegs. In meinem Garten entdecke ich voller Begeisterung Ringelnattern, Molche, Frösche und viele andere spannende Tiere. Diese Liebe zur Natur gebe ich gern weiter.“
Bei den Kindern ab sechs Jahren kommen auch die Sandor-Geschichten sehr gut an. Sandor ist eine sprechende Fledermaus, die mitten in einer Schule wohnt. Der etwas schüchterne Junge Jendrik entdeckt die Fledermaus – und erlebt mit ihr viele spannende Abenteuer. Fledermaus Sandor hilft Jendrik dabei, so manche kluge Entscheidung im Leben zu treffen.
Vier Sandor-Bücher sind bereits erschienen. Wie alle Werke aus dem Glückschuh-Verlag präsentieren sich die Bücher ganz besonders hochwertig, mit fantastischen Illustrationen und einem bunten Cover. Dorothea Flechsig: „Ich bin da sehr penibel und möchte immer gern das bestmögliche Produkt abliefern.“
Die jungen Fans können nicht genug bekommen von Sandor und Petronella. Trotzdem vergehen manchmal bis zu zwei Jahre, bis eine neue Fortsetzung erscheint. Dorothea Flechsig: „Man darf einen Autor nie unter Druck setzen. Ich brauche Zeit und auch einmal längere Pausen, um auf neue Ideen zu kommen, die gut genug sind, um ein ganzes Buch zu tragen. Manchmal fällt mir der Anfang schwer, manchmal stellt mich das Ende vor Probleme. Das darf man dann nicht forcieren. An einem anderen Tag klappt es vielleicht besser. Ist ein Buch fertig, lese ich es mehrfach Korrektur, um hier und dort am Text und an der Geschichte zu schleifen. Mein Mann und eine Lektorin schauen auch noch einmal über die Bücher. Ich drucke meist recht hohe Startauflagen: Da darf man sich keinen Fehler leisten.“
Dorothea Flechsig: „Als es mit Corona losging, da wusste ich noch nicht, wie das meinen kleinen Verlag beeinflusst. Es hat sich aber gezeigt, dass meine Kinderbücher trotz der schwierigen Zeit gefunden und gekauft werden. Auch Schulen haben die Taschenbücher für Klassen zum zu Hause lesen bestellt. In der Zeit habe ich auch zwei Bücher für die ‚Bibi & Tina‘ Reihe vom Klett-Verlag geschrieben. Gerade ist wieder eins erschienen: ‚Fohlen Felix und der verflixte Schnupfen‘. Natürlich war es eine schöne Erfahrung, dass mich auch andere Verlage weiterhin veröffentlichen möchten. Aber in meinem eigenen Verlag, da kann ich eben doch schalten und walten, wie ich will. Diese Freiheit ist mir sehr viel wert.“
Im letzten Jahr hat Dorothea Flechsig auch ein neues Buch geschrieben, das nun Mitte Februar im eigenen Glückschuh-Verlag erschienen ist. Es trägt den Titel „Das unsterbliche Nashorn“. Und darum geht es: Vier Kinder wünschen sich etwas in einer ganz besonderen Sternschnuppennacht – und alle Wünsche werden wahr.
Kurios: Ein Kind wünscht sich tatsächlich ein unsterbliches Nashorn, das es beschützt. Es wird zu einer ganz großen Hilfe, auch für den Jungen Florin, der seine eigenen Wurzeln nicht kennt und erst noch seinen Platz im Leben finden muss. Dabei zeigt sich, wie wichtig Freunde sind und wie sehr sie das eigene Leben mit beeinflussen können.
Dorothea Flechsig: „Meine Bücher haben ja oft ein phantastisches Element in einem ganz normalen Umfeld – wie zum Beispiel die sprechende Fledermaus Sandor. ‚Das unsterbliche Nashorn‘ ist ungewöhnlich und auch etwas skurril, aber es geht sehr in die Tiefe. Ich wollte über ein ernstes Thema schreiben und Hoffnung schenken. Das Buch erzählt die Lebensgeschichte Florins, der durch eigenen Antrieb, die Kraft der Liebe und eine Prise Magie sein Leben meistert. Übrigens: Es könnten hier durchaus weitere Bücher folgen – wenn andere Kinder es mit dem unsterblichen Nashorn zu tun bekommen. Und es dann darum geht, ihre Lebensgeschichte zu erzählen.“
Aber erst steht noch ein ganz anderes Buch an. Was es für eins ist? Das möchte die Autorin lieber noch nicht verraten. Aber ab acht Uhr morgens klappert schon wieder die Tastatur in der ehemaligen Küche. Der Anfang ist anscheinend schon geschafft. (Text/Foto: CS)
Info: Glückschuh Verlag, Dorothea Flechsig, Damwildsteig 36, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-286894, www.glueckschuh-verlag.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).
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