Ingo Schröder (64) ist einer von denen, die anstatt Blut reines Motoröl in den Adern haben. Der Maschinenbauer hat sein Herz an das Motorrad verloren. Der Dallgower hat bereits 2008 seine Firma „Chili Custom Motors“ gegründet – in Falkensee und nur ein paar Schritte vom Bahnhof entfernt. So mancher Biker fährt bereits seit Jahren an der Werkstatt vorbei, ohne zu wissen, dass es so eine spezialisierte Motorradanlaufstätte in der Gartenstadt überhaupt gibt. (ANZEIGE)
Ingo Schröder: „Angefangen hat alles mit dem Verkauf, dann kam später auch noch die Werkstatt hinzu. Allerdings war von Anfang an klar: Bei uns dreht sich alles einzig und allein um die Harley Davidson. Das ist und bleibt für mich die Motorradfirma aller Dinge. Wir haben uns komplett auf diese Marke spezialisiert.“
Längst ist „Chili Custom Motors“ eine Meister-geführte Werkstatt, die sich für die Motorradfahrer um den TÜV, die regelmäßigen Inspektionen und um alle anfallenden Reparaturen kümmert. Vor Ort werden Fehler ausgelesen, Wertgutachten geschrieben und Unfallberichte in Auftrag gegeben. Das Unternehmen kümmert sich auch um ein Motortuning.
Ingo Schröder, der alle seine 600 Kunden duzt und fast beleidigt ist, wenn man ihn mit „Herrn Schröder“ anspricht: „In den letzten Jahren ist es mit den Aufträgen immer mehr geworden. Selbst zu Corona-Zeiten gab es keinen wirklichen Einbruch. Für viele Motorradfahrer ist ihre Harley ein ganz wichtiges Hobby, in das sie mit zunehmendem Alter auch immer mehr Geld hineinstecken. Da geht es nicht allein um anstehende Reparaturen, sondern auch oft um einen Um- oder Sonderbau. Wir fertigen verschiedene Teile wie etwa Lenker oder Fender an und veredeln eine Harley auf diese Weise. Natürlich kümmern wir uns immer darum, dass all diese Veränderungen ordentlich in die Papiere eingetragen werden.“
Als es 2008 mit „Chili Custom Motors“ losging, sollte der „Harley Davidson Custombau“ eigentlich im Mittelpunkt stehen. Ingo Schröder: „Wir wollten eigene Motorräder bauen und gar keinen Servicekram anbieten. Aber wer kann sich schon 40.000 Euro für ein solches Motorrad leisten? Um zu überleben, mussten wir also doch den Service mit dazunehmen. Heute passt das alles sehr gut zusammen. Wir betreiben vor Ort eine Schlosserei, können schweißen und sind dazu in der Lage, selbst einen Rahmen zu formen oder eine neue Auspuffanlage nach den Wünschen der Kunden zu realisieren. Die Kunden wissen diesen Service zu schätzen. Sie kommen aus ganz Deutschland und Österreich zu uns.“
Was hat Ingo Schröder in der Vergangenheit nicht alles gebaut, wenn es um die Harley Davidson geht: „Die Old School Bikes sind immer noch gefragt – im Bomber-Stil mit Sitzpfanne und Springergabel. Jetzt kommt aus den USA der Bagger-Stil zu uns herübergeschwappt. Da geht es darum, die Bikes mit langen Koffern als Extension auszustatten. In Kombination mit der entsprechenden Verkleidung und einem praktischen Sitz entstehen so Touring Bikes, die sich perfekt für große Biker-Touren eignen. Stilbildend sind hier ganz große Räder. Wir haben gerade ein Bike in Arbeit, das ist vorn mit einem riesigen 30-Zoll-Rad ausgestattet. Das ist wirklich gewaltig, normal sind 16 bis 19 Zoll Reifen.“
Ingo Schröders Direktheit ist bei den Kunden mitunter gefürchtet: „Wenn ich der Meinung bin, ein geplanter Umbau sieht nicht gut aus, dann mach ich das nicht. Oft habe ich aber direkt eine Idee, wie es besser werden könnte – und am Ende sind alle zufrieden. Manche Kunden kommen einfach mit falschen Ideen. Oft würde das, was sie da planen, gar nicht funktionieren.“
Auf die neuen Elektrobikes, die statt an die Zapfsäule an die Steckdose müssen, ist der Harley-Fan noch nicht gut zu sprechen: „Das ist echt eine Katastrophe, da müsste ich ja einen Elektriker einstellen. Allerdings sehen wir den Trend auch beim Motorrad: Die elektrischen Steuerteile werden immer mehr, wie beim Auto. Da muss man sich dann schon sehr gut auskennen.“
Das Team bei „Chili Custom Motors“ besteht zurzeit aus fünf Mitarbeitern, darunter eine ausgelernte Mechanikerin. Das Team war schon einmal acht Mann stark.
Ingo Schröder besitzt selbst noch einige Harleys aus den Baujahren 1947 bis 1960: „Die fahren auch alle noch, nur die 47er wird gerade umgebaut. Mit der Harley aus den Sechzigern war ich sogar am Nordkap. 8.000 Kilometer sind wir da zu zweit gefahren, 19 Tage dauerte das. Das war der geilste Urlaub, den ich jemals hatte. Und mein Bike aus dem Jahr 1951 haben wir mit einem handgefertigten Seitenwagen zum Gespann umgebaut.“
Wer ständig Bikes umbaut und repariert, hat auch viele Ersatzteile. Ingo Schröder: „Wir haben zwei Container voll mit Kram – vom Tank bis zur Glühbirne. Etwa 100 Artikel habe ich auf eBay zu stehen. Ich könnte da noch ein paar hundert mehr einstellen, aber mir fehlt einfach die Zeit. Teile, die wir nicht selbst haben, können wir schnell besorgen: Wir arbeiten mit einem Dutzend Zulieferern zusammen, die haben alle armdicke Kataloge.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Chili Custom Motors GmbH – Meisterbetrieb, Finkenkruger Straße 20, 14612 Falkensee, Tel.: 03322-128 013, www.chili-custom.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 179 (2/2021).
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