Logistik ist ein ganz großes Thema im Berliner Speckgürtel. In Brieselang haben sich die Versandhändler Amazon und Zalando angesiedelt, in Ketzin hat der Paketversender Hermes investiert und in Wustermark ist schon in Kürze der Drogerie-Riese „dm“ in einer eigenen Halle zu finden. Kaum ein Unternehmen geht dabei so offen mit Zahlen und Fakten um wie Amazon.
Beim 3. Medienfrühstück am 24. Juli im Gasthof „Zum ersten Siedler“ wurden die Journalisten einmal mehr auf den neuesten Stand gebracht.
Das amerikanische Unternehmen unterhält in Brieselang den Standort BER3 – unter der Leitung von Sylvia Reichardt. Auf 65.000 Quadratmetern Fläche lagern hier zigtausend Artikel, die nach einer Bestellung durch den Kunden von 640 Mitarbeitern in braune Pakete verpackt werden. Von diesen Mitarbeitern sind übrigens nur zehn als Zeitarbeiter tätig. Von den verbleibenden Kollegen sind 88 Prozent fest angestellt. Nur 12 Prozent der Arbeitsverträge sind laut Auskunft von Amazon befristet.
Sylvia Reichardt: „Der Stundenlohn liegt für unsere Logistikmitarbeiter bei 10,55 Euro im ersten Jahr, 11,55 Euro im 2. Jahr und anschließend bei 12,21 Euro. Hinzu kommen jede Menge Sonderleistungen und Bonuszahlungen wie z.B. zum Weihnachtsgeschäft. Passend zum Prime Day am 16. Juli haben wir 50 Prozent Überstundenzuschläge bezahlt. Unseren Mitarbeitern bieten wir auch Aktienpakete und Lebensversicherungen an, um weitere Anreize zu schaffen, bei uns zu bleiben.“
Stephan Eichenseher, Public Relation Manager von Amazon: „Die Mitarbeiter am Brieselanger Standort kommen meist aus dem direkten Umland, einige stammen aus Beelitz, es bilden sich aber auch Fahrgemeinschaften aus Polen. Hier steigen übrigens auch Zalando-Mitarbeiter mit ein.“
Am Prime Day, bei dem viele Amazon-Artikel zu stark reduzierten Preisen angeboten werden, haben allein 65.000 Pakete den Standort Brieselang verlassen – an nur einem einzigen Tag. Um diese logistische Meisteraufgabe zu lösen, musste jeder Mitarbeiter mit anpacken. Über 500.000 Artikel mehr als üblich wurden in den Amazon-Regalen eingelagert. Das entspricht 1.250 Paletten mit Ware – und brachte den Standort Brieselang an sein Kapazitätslimit. Sylvia Reichardt: „Besonders häufig wurden am Prime Day Red Bull Dosen, Kaffee und Bratpfannen von Jamie Oliver bestellt. Wir haben übrigens vorab unsere Standortmitarbeiter querzertifiziert, damit fast alle die Qualifikation hatten, im Warenausgang zu arbeiten.“
So viel Ware, die das Logistikzentrum verlässt. Da denkt man an das Gerücht, das unlängst die Runde machte: Amazon würde zurückgesendete Artikel einfach wegwerfen, weil sie sich nicht mehr vermarkten lassen. Stephan Eichenseher: „Wir arbeiten eng mit der Nauener und Berliner Tafel zusammen. Sie erhalten u.a. ungekühlt lagerfähige Lebensmittel, die wir laut unseren betrieblichen Vorgaben nicht mehr verkaufen dürfen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum drei Monate vor dem Ablauf steht. Ansonsten arbeiten wir mit Unternehmen wie Innatura zusammen. Sie vermarkten Waren mit Makeln und stellen die Einnahmen gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung. Wir werfen nichts weg.“
Jürgen Häußner, in Brieselang zuständig für die Ausbildung neuer Kollegen: „Wir sind vor Ort erfolgreich in die Ausbildung gestartet. Seit August 2017 bilden wir zwei Mitarbeiter zur Fachkraft für Logistik aus. Zwei weitere Lehrlinge beginnen in diesem Jahr die dreijährige Ausbildung. Beim sogenannten Cross-Training durchlaufen die Auszubildenden alle logistischen Prozesse. Zwei weitere Auszubildende gibt es im Bereich Systemintegration. Auch hier startet ein neuer Lehrling. Um weitere Auszubildende zu gewinnen, werden wir in diesem Jahr das erste Mal bei der Ausbildungsmesse in der Stadthalle Falkensee mit dabei sein und uns präsentieren. Gleichzeitig geben wir 2018 den Startschuss für das duale Studium und kooperieren hier mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin für den Studiengang BWL mit Schwerpunkt Logistik/Lagerlogistik‘. Zwei Studentinnen werden im Oktober mit dem Studium beginnen. Wir freuen uns auf sie.“ (Text: CS / Foto: AE)
Dieser Artikel wurde in „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 150 (9/2018) veröffentlicht.
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