Oft sieht man sie am Straßenrand stehen, die in orangene Warnwesten gehüllten Messtrupps mit ihren Holzlatten, Laserinstrumenten und digitalen Geräten. Sie kümmern sich darum, exakte Messdaten für den Straßenbau oder für die Grundstücksvermessung zu nehmen. Aber was ist das eigentlich für eine Berufssparte? Wir sprachen mit Thomas Jacubeit.
Was ist ein Vermesser und welche Arbeit gibt es in Falkensee für ihn zu tun?
Die Berufsbezeichnung „Vermesser“ ist nicht korrekt und für uns fast schon so etwas wie ein Schimpfwort. Besser ist es, von einem Vermessungsingenieur oder einem Vermessungstechniker zu sprechen. Ich selbst bin Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur (ÖbVI) und damit ein mit öffentlichen Aufgaben beliehener Vermessungsingenieur. Die öffentlichen Aufgaben sind im Wesentlichen: Flurstückszerlegungen als Vorbereitung von Grundstücksteilungen, Grenzwiederherstellungen mit Abmarkung von Grenzpunkten, Grenzzeugnisse, Gebäudeeinmessungen und Amtliche Lagepläne als Bauvorlage bei Bauanträgen. Nichthoheitliche Tätigkeiten sind beispielsweise Gebäudeabsteckungen und Bescheinigungen. All diese Messungen sind permanent in Falkensee zu erledigen.
Sind im Ort nicht irgendwann alle Grundstücke fertig vermessen?
Alle Grundstücke sind natürlich fest gebucht – und für alle Flurstücke gibt es eine Darstellung in der Liegenschaftkarte. Leider steht aber nicht immer ein Zahlennachweis mit konkreten Messungszahlen zur Verfügung.
Der Zahlennachweis kann aus historischen Gründen widersprüchlich sein, da nicht zu allen Zeiten mit gleichbleibender Qualität gemessen wurde. So wurde in der DDR bei Flurstückszerlegungen manchmal nicht darauf geachtet, dass die bestehenden Grenzen zutreffend wiederhergestellt wurden.
Da noch immer viele bestehende Grundstücke geteilt werden sollen und amtliche Lagepläne zum Bauantrag stets die aktuelle Topografie enthalten müssen, werden die Grundstücke in Falkensee vermutlich nie fertig vermessen sein.
Wie lange wohnen Sie schon in Falkensee?
Ich wohne seit 1996 in Falkensee und habe mein Büro 1997 hier eröffnet. Eigentlich komme ich aus Berlin. Ich wohne gern in Falkensee – wegen des vielen Grüns und der Nähe und der guten Erreichbarkeit von Berlin.
Was war der ungewöhnlichste Vermessungsauftrag, den Sie bislang wahrgenommen haben?
Das war sicherlich eine Grenzsteinsuche im Wald. Bei diesem ungewöhnlich Fall hatten wir es mit widersprüchlichen Katasterangaben zu tun. In der Folge klaffte plötzlich eine Lücke von 10 Metern Breite im Kataster. So hatten wir auf einmal Land „entdeckt“.
Um das Problem zu lösen, mussten wir die alten Grenzsteine wiederfinden. Die waren aber schon längst tief im Waldboden versunken. Das war eine echte Detektivarbeit, sie wiederzufinden und ordentlich zu erfassen. Weitere ungewöhnliche Arbeiten waren Messungen mit einer auf dem Auto befestigten GPS-Antenne.
Kann ein Vermesser auch im Winter arbeiten?
Vermessungsarbeiten können natürlich auch im Winter durchgeführt werden. Schwierig bis unmöglich ist allerdings die Grenzsteinsuche bei gefrorenem Boden.
Gibt es Fälle, bei denen nach einer Vermessung die Grundstücksgrenzen und Zäune neu gezogen werden mussten?
Die Grundstücksgrenzen sind in der Regel richtig. Dass aber Zäune falsch stehen, kommt des Öfteren vor, insbesondere weil in der DDR auf Eigentumsgrenzen nicht so ein großer Wert gelegt wurde. (Foto:privat/Text: CS)
Info: Dipl.-Ing. Thomas Jacubeit, Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur, Freimuthstraße 40, 14612 Falkensee, www.jacubeit.de, Tel.: 03322 / 50 45 – 0